Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Elektrochemische Theorie. 
zu erkennen giebt, zu repräsentircn, daher wir in Bezug auf diese 
Erscheinungen jene Vorstellung verlassen werden. 
Um zum Schluß dieses Capitels noch das Verhältniß der Grund 
ansicht, die wir hier für die Elektrochemie aufgestellt haben, zu eini 
gen andern Ansichten geachteter Physiker anzugeben, mag es genügen, 
die Ansichten von Berzelius, Schweigger und Ampere in 
diesem Bezüge zu betrachten. 
Die wesentliche Grundansicht von Berzelius über die Elektro 
chemie ist in seinem Versuch über die Theorie der chem. Proportio 
nen S. 78 ff. in folgenden Worten enthalten: 
„Wir glauben also nunmehr mit factischer Zuverlässigkeit zu wis 
sen, daß Körper, die sich vereinigen wollen, entgegengesetzte freie 
Elektricität äußern und daß letztere in dem Verhältniß zunimmt, wie 
die Körper sich derjenigen Temperatur nähern, bei welcher ihre Ver 
einigung vor sich geht, bis endlich im Augenblicke der Vereinigung 
selbst die Elektricitäten mit einer dergestaltigen Temperaturerhöhung 
verschwinden, daß in vielen Fällen Feuer dabei erzeugt wird. Auf 
der andern Seite ist es eben so factisch gewiß, daß vereinigte Kör 
per, die in passender Gestalt der Einwirkung des el. Fluidums durch 
Entladung der Säule ausgesetzt werden, sich von einander lostren 
nen und mit ihren früheren chemischen und elektrischen Eigenschaften 
wieder zum Vorschein kommen, während die auf sie einwirkenden 
Elektricitäten sich neutralisiren und verschwinden. 
Bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse ist daher die wahr 
scheinlichste Erklärung des Verbrennens und des dabei entstehenden 
Feuers die: daß bei jeder chemischen Vereinigung eine 
Neutralisation entgegengesetzter Elektricitäten vor 
sich geht, und daß bei dieser Neutralisirungdas Feuer 
ganz auf dieselbe Weise entsteht, wie es bei Entla 
dung der el. Flasche, der el. Säule und der Gewitter 
wolke hervorgebracht wird, nur daß letztere von keiner chemi 
schen Vereinigung begleitet wird." 
Berzelius macht sich inzwischen den Einwand, warum Stoffe, 
bei denen während der Verbindung Neutralisation der entgegengesetz 
ten Elektricitäten erfolgt ist, doch mit einer solchen Kraft zusammen 
halten. Dieser Einwand fällt, wie man sieht, bei der obigen Modi- 
sication — denn in der That ist sie nichts weiter als eine solche — 
der Berzelius'schen Ansicht weg, da nach ihr die Neutralisation ent 
gegengesetzter Elektricitäten zwischen den Körpertheilen, welche das 
chemische Licht hervorruft, nicht mit einer Neutralisation der Elek 
tricitäten dieser Körpertheilchen selbst verbunden, sondern vielmehr 
die wesentliche Bedingung ist, daß sie entgegengesetzt elektrisch zurück 
bleiben, und sich vermöge der hiedurch bedingten Anziehung festhal 
ten können. 
Schweigger, von Erscheinungen an den thermoelektrischen 
Krystallen ausgehend, glaubt, daß den Theilchen der Körper eine
	        
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