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Chemische Wirkungen der Kette.
Allgemeinen scheint der Galvanismus sowohl die geistige, als saure
und faulige Gährung der organischen Substanzen zu befördern * **
Es ist überhaupt noch fraglich, in wiefern der Galvanismus
eine ursprüngliche Zersetzung der organischen Substanzen hervorzu
bringen vermöge; da alle Veränderungen, die sie in der Kette er
fahren, bis jetzt auch durch eine Einwirkung der aus dem Wasser
und den Salzen, die sie enthalten, entbundenen Bestandtheile erklär
lich werden. So scheint namentlich zur Beförderung der verschiede
nen Arten Gahrung der aus dem Wasser entbundene Sauerstoff
wirksam zu seyn
Ueber das Specielle der Wirkungen des Galvanismus aus ver
schiedene organische Stoffe vergleiche man die unten stehende Lite
ratur ***♦
Bildung von Wasserstoffmetallen und Hyperoxy
den P. — Wir haben schon erwähnt, daß sich unter dem Einfluß
der galvanischen Kette Verbindungen zu erzeugen vermögen, welche
sich auf anderm Wege schwer oder gar nicht hervorbringen lassen.
Hieher gehört namentlich die Bildung der sogenannten Wasserstoff
metalle und Hyperoxyde, die wir jetzt näher erörtern^ wollen.
Die ersten dieser eigenthümlichen Verbindungen können sowohl
dadurch entstehen, daß das Metall des negativen Pols sich mit Was
serstoff aus der zersetzten Flüssigkeit verbindet, als auch dadurch,
daß eine Metallauftösung in den Kreis der Kette gebracht wird, wo
sich zuweilen das Metall am negativen Pol mit Wasserstoff in Ver
bindung ausscheidet. Die Bildung der Hyperoxyde am positiven
Pole ist bis jetzt blos auf letzterem Wege beobachtet worden. Man
bemerkt jedoch die Bildung dieser Verbindungen keinesweges in allen
Fällen, und wiewohl die Umstände, welche hiezu am günstigsten
* Doch haben Daubancourt und Zanetti bei Harn und Galle das
Gegentheil wahrgenommen, wahrscheinlich wegen Abscheidung der die Faulniß
bedingenden thierischen Substanzen.
** In der That beobachtete Gay-Lussac die Gahrung von Flüssigkeiten,
in welche er die Polardrähte der Säule leitete, bei sorgsältigster Abhaltung von
Lust, unter Umständen, wo sie sonst nicht bei Ausschluß der Lust gähren. —
Vcrgl. noch über die gährungsbcförderndc Wirkung des Galvanismus Arnim in
Gilv. VIII - . 259; Stimm in Gilb. VII. 354; Lolin in Ami. de Ch. et de
Phjs. XXVIii. 140; Böckinan n in Gilv. VIH. 160.
*** P s la nz c n th c i l c: D a v y in Gilb. XXVIIl. 195. — Muskel-
fleisch: Bcrzclius Gilb. XXVI!. 364; Simon Gilb. VIII. 28; Parrot
Gilb. XII. 62. XXI. 234; — Harn: Brugnatelli Gilb. XlV. 233.
Alb in i in s. Essai I. 265 ; Da u banco urt und Zanetti Gehlen N. a. I.
I. 357; — Galle: Brugnatclli Gilb. XIV. 233; Aldi ui in s. Essai
I. 264; Da üb. und Z an e tti Gehlen R. a. I. 1.358; — Si rocié: Arni in
Gilb. VIII. 259; B r u g n ate lli Gilb. XIV.; — Blut: Sch übler Schwcigg.
I. lil. 297 :c.
-¡- Hyperoxyde nennt man Verbindungen von Metallen mit einer größer»
Menge von Sauerstoff, als sie in Satzverbindungen mit hinüber nehmen können.
Den Ucbcrschuß ihres Sauerstoffs halten sie immer nur locker gebunden.