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Chemische Wirkungen der Kette.
gasförmiges Wasserstofftellur im Wasser auf oder entbindet sich, wenn
dieses mit einer Saure versetzr ist.
Auch Wasserstoffwismuth scheint sich ziemlich leicht in
Gestalt schwarzer fächerförmiger Dendriten zu bilden, wenn man
Wismuth am negativen Pol anbringt, noch leichter, wenn man es
zuvor mit Quecksilber amalgamirt. Schwieriger bildet sich das eben
falls braunschwarze, aber minder leicht dendritisch erscheinende, Waf
fe r st o s f a n t i m o n.
Was andrerseits die Bildung des Silber- und Bleihyper
oxyds am positiven Pole anlangt, so mag bemerkt werden, daß
letzteres auch auf anderein Wege erhalten werden kann, ersteres aber
bis jetzt blos durch galvanische Wirksamkeit dargestellt worden ist.
Daß wirklich die beobachteten Substanzen solche Hyperoxyde sind,
darüber laßt therls ihr Erscheinen am positiven Pole, theils der
Umstand, daß sie, in Salzsäure gebracht, Chlor entwickeln, anderer
Umstände nicht zu gedenken, keinen Zweifel übrig * ** . Nur ist nach
neuern Untersuchungen von Fischer (Kastn. Arch. XIV. 214) das
Silberhyperoxyd, sey es nun aus salpetersaurer oder schwefelsaurer
Silberauflösung erhalten, immer mit etwas Säure verbunden, so
Laß er es vielmehr für ein basisches Salz ansieht.
Die Eigenschaften des Silberhyperoxyds anlangend, so hat es
nach Ritter völligen Metallglanz, leitet die El. vollkommen, ist sehr
zerreiblich, hat ein Aussehen fast wie Eisenglanz, ist regelmäßig kry-
stallisirt, schäumt, in gemeine Salzsäure geworfen auch in der Kälte
unter Entbindung von Chlor und Verwandlung in Hornsilber auf,
schäumt nach Grotthuß^ in Aetzammoniackstüssigkeit so gewaltsam
* Hinsichtlich der Umstände, unter welchen sich diese Hyperoxyde am besten
bilden, hat man folgende Data.
Nach Ritter (Gehlen I. Hl. 561; auch phys. chem. Abh. IH. 341) bildet
sich da6 Silberhyperoxyd am positiven Polgolddrayt der Säule in jeder Silber-
auflösung. Nach Ruhland (Schwcigg. I. XV. 414) erhält man cs, wenn
die Silberauflösung sehr verdünnt genommen wird, dendritisch und in sehr geringer
Menge; in ziemlicher Quantität dagegen, wenn man eine conc. Auflösung von
salpetcrs. Silber anwendet; auch bildet cs dann nicht Dendriten, sondern ist stralig.
Ueberhaupt schlägt sich nach ihm um so mehr Silber am positiven Pol und um
so weniger am negativen Pol nieder, je concentrirter die Auflösung, und umge
kehrt dagegen, je verdünnter sie ist.
Hinsichtlich der Bildung des Bleihyperoxyds bemerkt Kästner (s. Arch.
VI. 440) Folgendes: Man erhält cs am reichlichsten aus der Auflösung von
salpetcrs. Blei, aber auch reines cssigs. Blei entläßt cs am Zinkpol, zumal wenn
die Säule sich noch nicht sehr erschöpft oder, wenn sie vor dem Eintauchen ihrer
Poldrähte 10 bis 15 Minuten hindurch ungeschlosscn gestanden hatte. Häufig
begegnet es hiebei, daß der Bleibaum des Kupferpols, in der Vförmig gekrümm
ten Glasröhre, bis zu den Dendriten des Hyperoxyds hinüberwächst. In dem
Momente , da beide Dendriten einander berühren, erfolgt dann eine äußerst heftige
Gasentwickelung, und nicht lange dauert es, so verschwindet jener des Hyperoxyds
bis aus einen geringen Ucbcrrcst.
** Schwcigg. I. XXVIII. 324.