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Metallfallttngen.
Man breite drei oder vier Tropfen salpetersaure Silborauflö-
fung die vorher mit dem 8- bis 10 fachen Gewicht destillirtem
Wasser verdünnt worden, auf einer Glastafel so weit aus, daß die
Flüssigkeit eine Flache von etwa 2 Louadratzoll bedeckt, und lege
nun ein Kupferkorn * ** von der Große eines Senfkorns hinein.
Dieses erzeugt vermöge Füllung des Silbers einen grauen strauch-
förmigen Dendriten mit geschlängelten Aesten und Seitenzweigen,
der in ein paar Minuten seine ganze Ausdehnung erhält und ge
wöhnlich den ganzen befeuchteten Raum einnimmt. Statt des Korns
von Kupfer kann man auch ein'Zink-, Wismut!)-, Zinn-, Blei
oder Oouecksilbertheilchen oder die Spitze eines Drahts aus diesen
Metallen in die Ausl. tauchen, unr den gewünschten Erfolg zu er
halten; nur muß man manchmal, z. B« beim Wismut!), die Sil
berauflösung noch stärker verdünnen, wenn die Vegetation schön aus
fallen soll, widrigenfalls sich das Metall zu schnell und unordent
lich niederschlägt.
Eine andre und zwar die gewöhnlichste Art, die Metallfällung
durch ein andres Metall nachzuweisen, ist folgende:
Ein Loth Bleizucker (essigs. Blei) wird in neun Loth oder
mehr kochenden Wassers gelöst *** und nachdem die Lösung siltrirt
worden, in ein weites Glas gegossen, das davon ganz erfüllt wird.
Dieses verstopft inan mit ein ein Korke, durch welchen ein Zinkstab
so hindurchgesteckt ist, daß er bis in die Mitte des Glases reicht.
Das Blei schlägt sich an demselben als ein schwarzgraues lockeres
Pulver und allmälig in metallischer Gestalt nieder und bildet glän
zende, sich an einander ansetzende, Blättchen, die in ihrer Vereini
gung binnen 24 Stunden einen glänzenden Bleibaum darstellen.
Statt einer Bleiauflösung kann man auch sehr bequem zu die
sem Versuch eine Silber- oder Zinnauflösung anwenden.
Die Alten nannten den so erzeugten Bleibaum, ihrer alchemi
stischen Benennung der Metalle gemäß, Arbor Saturni; den Silber
baum Arbor Diaiiae, den Zinnbaum Arbor Joris.
Physische Beschaffenheit der gefällten Metalle.
Wir betrachten unter dieser Ueberschrift theils die Form, theils
die elektrische Beschaffenheit der metallischen Niederschläge.
* Es schadet nichts , wenn die Auslösung Kupfer und freie Säure enthält.
Man kann sich daher der Auflösung eines Geldstücks in Salpetersäure zum Ver-
such bedienen.
** Noch schönere Vegetation liefert ein Korn von Antimon.
*** Nach Witting ist 1 Theil des Salzes auf 32 Wasser das beste Ver
hältnis für eine schöne Vegetation. Im Allgemeinen fällt die Vegetation um so
schöner aus, )c verdünnter die Auflösung ist; auch ist cs besser, einen dünnen als
einen dicken Zinkstab anzuwenden. Nach Van Mo ns soll man, um einen recht
schönen Bleibaum zu erhalten, essigs. Blei nehmen, das mit Säure etwas über
sättigt ist. Mit salveters. Blei oder salpctcrs. Kalk verunreinigter Bleizucker giebt
nach Van M o n s nur kurze Blätter.