Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

398 
Metallfällungen. 
Zeit, in welcher die Fällung vor sich geht. — Die 
Zeit, innerhalb welcher die metallische Fällung von Statten geht, ist 
sehr verschieden, theils nach der Art, wie das fallende Metall mit 
der zu fallenden Metallauflösung in Berührung' gesetzt wird, theils 
nach Beschaffenheit des fallenden und insbesondere des zu fällenden 
Metalls. Namentlich scheint die größere oder geringere Neigung der 
Metalle, sich in krystallinischer oder dendritischer Gestalt darzustellen, 
einen großen Einfluß auf die Zeit zu haben, welche zur gänzlichen 
Wiederherstellung des aufgelösten Metalls erfoderlich ist; daher vor 
züglich Silber, Blei und Zinn durch die geeigneten Metalle am 
schnellsten aus ihren Auflösungen gänzlich ausgeschieden werden, wäh 
rend dieses beim Gold und Platin nur sehr langsam geschieht * * ** ♦ 
Art des Wachsthums der Metallvegetation. — Was 
die Art des Wachsthums des Blei-, Silber-, Zinnbaums oder 
ähnlicher Metallvegetationen betrifft, so lehren die Beobachtungen 
von Grotthuß, Sylvester, Ruh land und Rose, daß sich 
Nur Zweige dabei an jene anlegen, die vorher schon da 
waren, nicht aber, wie man etwa vermuthen könnte, die frisch 
reducirten Metalltheilchen die alten aus ihrer Stelle verdrängen, um 
sich unmittelbar mit dem fällenden Metall in Berührung zu setzen. 
Man kann sich hievon überzeugen, indem man auf der äußern 
Wand des Glases, worin sich ein Blei- oder Zinnbaum bildet, einen 
schwarzen Strich da macht, wohin in einem gewissen Augenblicke die 
äußersten Zweige des Baums gelangt sind. Alsdann wird man bei 
einer viertelstündigen genauen Beobachtung wahrnehmen, wie der 
Theil des Baums zwischen dem Zeichen und dem Zink ganz unver 
ändert sich gleich bleibt, wie sich aber derselbe durch Ansatz neu gebil 
deter Zweige immer weiter über das Zeichen hinaus verlängert. 
Gasentwickelung bei der Reduction. — Bei der Fäl 
lung eines Metalls durch ein anderes sieht man öfters, aber nicht 
in allen Fällen, Gas sich entwickeln, welches nach der Untersuchung 
von Bucholz, Rivero*^ und Despretz Wasserstoffgas ist. Der 
Ursprung dieses Wasserstoffgases rührt von Zersetzung des Wassers 
durch die einfache galvanische Kette her, welche das fällende Metall 
mit dem sich daran anlegenden gefällten bildet. In der That ent- 
Aus der Auflösung des einfach Weinsteins. Kupfers wird nach Weßlar 
durch Eisen ein fast völlig schwarzer Niederschlag gefallt, welcher nicht die 
geringste Kupferfarbe mehr «feinten läßt. Erst wenn man dieses schwarze Pulver 
mit einer verdünnten Säure übergießt, wird cs roth, indcin sich das darin ent 
haltene Eisen unter einiger Wasserstoffgasentwickelung auflöst. 
Nach Weßlar ist die Bildung einer Legirung mitunter Veranlassung, daß 
eine neutrale Metallauflös. nach der Reduction freie Säure enthält. (Schweigg. 
I. L. 99.) 
* Ueber die Zeit, in welcher verschiedene Metalle die Fällung des salpctcrs. 
Silbers zuwege bringen, vcrgl. Fischer in Pogg. Ann. VI. 45. 
** Gilb. LXXII. 308.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.