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Metallfällungen.
Zeit, in welcher die Fällung vor sich geht. — Die
Zeit, innerhalb welcher die metallische Fällung von Statten geht, ist
sehr verschieden, theils nach der Art, wie das fallende Metall mit
der zu fallenden Metallauflösung in Berührung' gesetzt wird, theils
nach Beschaffenheit des fallenden und insbesondere des zu fällenden
Metalls. Namentlich scheint die größere oder geringere Neigung der
Metalle, sich in krystallinischer oder dendritischer Gestalt darzustellen,
einen großen Einfluß auf die Zeit zu haben, welche zur gänzlichen
Wiederherstellung des aufgelösten Metalls erfoderlich ist; daher vor
züglich Silber, Blei und Zinn durch die geeigneten Metalle am
schnellsten aus ihren Auflösungen gänzlich ausgeschieden werden, wäh
rend dieses beim Gold und Platin nur sehr langsam geschieht * * ** ♦
Art des Wachsthums der Metallvegetation. — Was
die Art des Wachsthums des Blei-, Silber-, Zinnbaums oder
ähnlicher Metallvegetationen betrifft, so lehren die Beobachtungen
von Grotthuß, Sylvester, Ruh land und Rose, daß sich
Nur Zweige dabei an jene anlegen, die vorher schon da
waren, nicht aber, wie man etwa vermuthen könnte, die frisch
reducirten Metalltheilchen die alten aus ihrer Stelle verdrängen, um
sich unmittelbar mit dem fällenden Metall in Berührung zu setzen.
Man kann sich hievon überzeugen, indem man auf der äußern
Wand des Glases, worin sich ein Blei- oder Zinnbaum bildet, einen
schwarzen Strich da macht, wohin in einem gewissen Augenblicke die
äußersten Zweige des Baums gelangt sind. Alsdann wird man bei
einer viertelstündigen genauen Beobachtung wahrnehmen, wie der
Theil des Baums zwischen dem Zeichen und dem Zink ganz unver
ändert sich gleich bleibt, wie sich aber derselbe durch Ansatz neu gebil
deter Zweige immer weiter über das Zeichen hinaus verlängert.
Gasentwickelung bei der Reduction. — Bei der Fäl
lung eines Metalls durch ein anderes sieht man öfters, aber nicht
in allen Fällen, Gas sich entwickeln, welches nach der Untersuchung
von Bucholz, Rivero*^ und Despretz Wasserstoffgas ist. Der
Ursprung dieses Wasserstoffgases rührt von Zersetzung des Wassers
durch die einfache galvanische Kette her, welche das fällende Metall
mit dem sich daran anlegenden gefällten bildet. In der That ent-
Aus der Auflösung des einfach Weinsteins. Kupfers wird nach Weßlar
durch Eisen ein fast völlig schwarzer Niederschlag gefallt, welcher nicht die
geringste Kupferfarbe mehr «feinten läßt. Erst wenn man dieses schwarze Pulver
mit einer verdünnten Säure übergießt, wird cs roth, indcin sich das darin ent
haltene Eisen unter einiger Wasserstoffgasentwickelung auflöst.
Nach Weßlar ist die Bildung einer Legirung mitunter Veranlassung, daß
eine neutrale Metallauflös. nach der Reduction freie Säure enthält. (Schweigg.
I. L. 99.)
* Ueber die Zeit, in welcher verschiedene Metalle die Fällung des salpctcrs.
Silbers zuwege bringen, vcrgl. Fischer in Pogg. Ann. VI. 45.
** Gilb. LXXII. 308.