Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

436 Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 
Aendert man die Lage des positiven Drahtes gegen den nega 
tiven bei den vorigen Versuchen ab, so ändert sich damit zugleich 
die Gestalt und Richtung des Stroms. Steht der negative Draht 
dem positiven gerade gegenüber, so daß die gerade Linie von dem 
einen zum andern einen Durchmesser des Quecksilbers darstellt, wie 
wir bis jetzt angenommen haben, so geht der Strom ganz in der 
Richtung dieses Diameters und zwar meistens etwas gekrümmt in 
zwei ellipsenähnlichen Curven, die sich über dem Mittelpuncte des 
Quecksilbers gleichsam berühren (Fig-. 56). Wird nun bei unverän 
derter Lage des negativen Drahtes der positive allmälig um das 
Quecksilber herumgeführt, so ändert sich die Richtung des Stromes 
und folgt immer der Linie, die vom positiven Drahte an der Stelle 
seiner Eintauchung nach dem negativen Drahte gezogen werden kann, 
und bald verwandelt sich der Strom nur in einen.einfachen Strudel, 
»indem er in einer kleinern Curve nicht durch die Mitte des Queck 
silbers sich hinzieht, und aus der einen Seite des Uhrglases von dem 
negativen zu dem positiven Drahte zurückkehrt u. s. w. * 
Wird, während der negative Draht mit dem Quecksilber in 
Berührung bleibt, nunmehr auch der positive Draht in dasselbe ein 
gesenkt, so zieht sich in demselben Augenblicke die Quecksilberkugel 
zusammen und nimmt die Krümmung an, die sie auch ohnedies in 
der Flüssigkeit haben würde, und cs ist überhaupt nun alles zur 
relativen Ruhe gekommen. 
Dahingegen tritt ein äußerst bemerkenswcrthes Phänomen ein, 
wenn man den positiven Draht, anstatt ihn in das Quecksilber wirk 
lich einzusenken, seinem Umkreise gerade nur bis zur Berührung nä 
hert, so daß durch die hiedurch erfolgende Zusammenziehung das 
Quecksilber von selbst wieder außer Berührung mit dem positiven 
Drahte kommt. 
In diesem Fall tritt ein Wechsel von Expansionen und Con- 
tractioncn des Quecksilbers ein, den man nach Pfaff mit nichts 
besser als nnt den Pulsationen des Herzens vergleichen kann. Zn 
der That, wenn das Quecksilber blos mit dem negativen Draht in 
Berührung ist, dehnt es sich des oben bemerkten Umstandes zufolge 
aus; wird es nun mit dem positiven Drahte berührt, so zieht es sich 
wie durch eine Zuckung schnell zusammen, und geht vermöge des 
wären, d. h. weil die Drahte, statt reines Quecksilber anzutreffen, noch eine 
Legirung desselben mit Kalium vorfinden. Immer wird aber nach einer gewissen 
Zeit der Strom endlich aufhöre», und man mag alsdann mit diesem zu seiner 
ursprünglichen Reinheit zurückgekehrten Quecksilber den Versuch so oft man will 
mir Schließung des Kreises durch die Drähte in der bloße» Lauge wiederholen, 
cs wird kein Strom eintreten. Dieser Einfluß der vorhergegangenen Versuche auf 
die nachfolgenden ist überhaupt in allen Fällen wohl zu berücksichtigen, wenn man 
nicht de» Faden gänzlich verlieren und statt der Gesetzmäßigkeit »nr Verwirrung 
und Regellosigkeit finden will. (Pfasf.) 
* Schwcigg. I. XLVIU. 206.
	        
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