Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 437 
Beharrungsvermögens sogar noch über die Convexitat hinaus, welche 
der Berührung an und für sich zukommt. Da es hiedurch wieder 
außer Berührung mit dem positiven Drahte kommt, der negative 
aber wieder auf Ausbreitung hinwirkt, so wechselt jene Zusammenzie 
hung sogleich wieder mit einer Ausbreitung ab u. s. f. Diese Pul 
sationen des Quecksilbers folgen bei Anwendung stärkerer Säulen mit 
außerordentlicher Raschheit auf einander (wohl 15 und mehr auf die 
Secunde) und haben einen sehr großen Umfang. Am Ende kommt 
das Quecksilber in die unregelmäßigsten Bewegungen, hüpft aufwärts 
und seitwärts und sein Umkreis nimmt alle möglichen Gestalten an. 
Selbst mit Säulen von einigen Plattenpaaren kann man aber auch 
diese Pulsationen hervorrufen und dann folgen sie regelmäßiger auf 
einander 
Wenn man jedoch den positiven Draht so weit einsenkt, daß 
diese Pulsationen nicht eintreten, und nach Wiederherstellung der 
* Unter einer andern Form hat Erman diese Resultate dargestellt. Im 
Mittclpiincte einer trockenen und völlig reinen Quccksilbcrfläche bringe man, mit 
einem Stcchhcbcr, eine geringe Menge Wasser so an, daß sic eine Halbkugel von 
3 bis 4 Linien Durchmesser bilde. Man führe in das Quecksilber de» negativen 
Polardraht, den positiven hingegen in die Wassermasse. Schließt man nun den 
Kreis, so plattet sich im Momente der Schließung die Wasserhcmisphä're so ab, 
daß ihr Durchmesser wenigstens das Doppelte des vorigen betragt (auf einer noch 
so vollkommen polirtcn starren Mctallfläche findet durchaus keine Abplattung des 
Wassers Statt). In dieser Abplattung bcharrt das Wasser, so lange der Kreis 
geschlossen bleibt. Bringt man nun bei diesem Versuche den positiven Polardraht, 
anstatt in das Innere der Wassermassc, blos so eben in Berührung mit ihrem 
Scheitel, so wird die Totalität derselben in senkrechter Richtung hinauf und hinab« 
geschleudert, und spritzt mächtig an den Polardrähtcn herauf. Zugleich crpandirt 
und contrahirt sie sich abwechselnd eben so gewaltig in horizontaler Richtung. Die 
Schnelligkeit dieses höchst auffallenden Wellenschlags (bei einer wirksamen Säule) 
ist so groß, daß selbst ein geübtes Auge nicht die jeder Secunde zukommende Zahl 
der Oscillationen anffassen kann. Hiebei gerärh die ganze auch noch so große 
Flache in conscnsuclle ringförmige Undulationcn, und diese inächtigcn Bewegungen 
dauern ohne Unterbrechung so lange fort, als die Säule in Wirksamkeit bleibt. 
Schon früher hatte Hclwig folgende Modification dieser Bewegungen be 
merkt. Ei» Quccksilbcrtropfen von 2 bis 3 Linien Durchmesser sey mit einer ge 
ringen Menge Wasser bedeckt und umgeben. Der negative Polardraht sey irgend 
wo in dieses Wasser getaucht, der positive ebenfalls, aber ganz nahe am Qucck- 
silbertropfcn. Dieser Tropfen verändert augenblicklich seine sphärische Gestalt und 
zieht sich lang gegen den positiven Draht zu, bis er ihn berührt hat. Wenn 
dieses geschehen ist, springt der verlängert gewesene Theil schnell zurück und die 
Masse rundet sich wieder ab; darauf dehnt sic sich wieder aus, aber in einer 
Richtung, die mit der vorigen einen rechten Winkel macht; endlich nimmt sic wie 
der die Kugelgestalt an, und darauf beginnt die Reihe dieser Veränderungen, in 
derselben Ordnung, aufs Neue. Die Schnelligkeit dieser doppelt entgegengesetzten 
Vibrationen ist so groß, daß man sehr viel Mühe hat, sie deutlich wahrzuneh 
men; das Auge sieht gewissermaßen nur einen flimmernden Stern, dessen 4 Stralen 
die beiden senkrechten Aren der Ellipsoidcn sind, in die das sphärische Quecksilber 
mit continuirlicher Abwechselung umgestaltet wird. Dieses rasche und regelmäßige 
innere Treiben der Masse hört nie von selbst auf und verliert auch durchaus nichts 
von seiner Intensität, so lange die Bedingungen, die cs einmal hervorbrachte», 
dieselben bleiben.
	        
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