Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 441
men eine Anziehung des Quecksilbers durch den positiven Pot,
die sich als eine ruckweise Bewegung seiner ganzen Masse zeigt
Es scheint jedoch, daß diese Anziehung nur ein secundäres Phä
nomen ist; abhängig von der Gegenwirkung des Gefäßbodens gegen
die an der Oberfläche und im Innern des Quecksilbers Statt finden
den Strömungen; wenigstens soll nach Herschel in glatten Glas-
gefäßen diese 'Anziehung nicht beobachtet werden, wohl aber in Ge
fäßen von Wedgewood oder auf mattem Glase; wtewohl Pfaff
von diesem Unterschiede nichts erwähnt Wenn das Quecksilber
verhindert ist, dieser Anziehung gehörig Folge zu leisten, so verlän
gert es sich wenigstens gegen den positiven Pol.
Gießt man in eine doppelt gebogene zweischenklige Röhre, die
ungefähr ^ Zoll im Lichten haben kann, Quecksilber, bis es in jedem
senkrechten Schenkel eine Höhe von Ick bis 2 Zoll erreicht hat, bringt
über jede dieser Quecksilbersäulen eine 2 bis 3 Zoll hohe Wasser
säule, leitet in diese die Polardrähte einer kräftigen Säule, und
sic nur durch eine augenblickliche Erschütterung des Quecksilbers, wenn der Kreis
geschlossen wird. In den Natron-, Ammoniack-, Baryt-, Strontian- und Kalk-
salzen sind sie deutlicher, und mehr »och in denen aus Magnesia, Thonerde und
metallischen Oryden. Auf der andern Seite bleibt das Quecksilber in den Auf
lösungen reiner Alkalien und alkalischer Erden völlig in Ruhe, oder zeigt wcuig-
ftens nur schwache unregelmäßige Bewegungen, abhängig von Ncbcnursachen. In
mchrcrn Flüssigkeiten und besonders den Auflösungen salpctersaurcr Salze, bildet
sich nicht nur ein Strom, der voin negativen Pole ausstralt, sondern auch ein
anderer, der vom positiven Pole ausgeht, und selbst in gewissen Fällen den erste»
übertrifft. Diese beiden Ströme crisiiren in dem Quecksilber und in Folge ihrer
Wirkung bildet sich in dem Quccksilbcrkügelchen eine Glcichgcwichtszonc, dein einen
oder dein andern Pole näher, je nachdein der entgegengesetzte Strom mehr oder
weniger stark ist. Das bcßtc Mittel, den Einfluß der Gegenströme (Herschel
betrachtet die positiven als die gesetzmäßigen) bemerkbar zu machen, ist, daß man
auf eine große Menge Quecksilber unter schwachen Auflösungen wirkt, indem man
den negativen Pol entfernt und den positiven sehr nahe hält. Auf diese Art giebt
cs sehr wenige Flüssigkeiten, welche, wenn die Säule kräftig wirkt, nicht Spuren
eines Gegenstromes zeige», der vom positiven Pole kommt."
* Pfaff konnte nicht genau ausmitteln, ob Contraction oder Abplattung
des Quecksilbers hiebei Statt fand. — In Am m o n i a ck f lü ssig kei t ist diese
Anziehung noch lebhafter als in Kalilauge.
** Herschel äußert sich folgendermaßen; „Die Bewegung des Quecksilbers
beruht auf einer fortwährenden Ausmalung der Thcilchcn seiner Oberfläche von
dem Puncte an, der dem positiven (bei Schwefelsäure negativen) Pole zunächst liegt,
durch welchen es in dem ^fortwährenden Zustande einer kreisenden Bewegung
erhalten wird, indem jedes Thcilchcn längs der Oberfläche vom positiven Pole
zum negativen gestoßen wird, und längs der Are wieder zurückkehrt. Wenn das
Quecksilber von dem Boden des Gefäßes, in welchem cs enthalte» ist, getrennt,
und aller Adhäsion zur Flüssigkeit beraubt wäre, so würde das Moment der
Theilchcn, welche gehe» und derer, welche wieder zurückkehren, gleich seyn und
der Mittelpunct der Schwere der ganzen Masse würde i» Ruhe bleiben. Aber
wegen der Frictiou und der Adhäsion des Quecksilbers zum Gefäße und zur
Flüssigkeit wirken diese auf die Kugel zurück, in einer den Strömungen auf der
Oberfläche entgegengesetzten Richtung und folglich rückt der Mittclpunct der Schwere
gegen den Pol vor."