Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

Physiologischer Galvanismus. 469 
Man kann endlich auch der Luft keinen besondern Einfluß bei 
diesen Erscheinungen beimessen. In der That habe ich die obigen 
Versuche in Wasserstoffgas und kohlens« Gas wiederholt, indem ich 
durch den luftdicht verkitteten Pfropf einer hiemit gefüllten Glocke 
die Drahtenden des Multiplikators luftdicht hindurch leitete und die 
daran befestigten Zinkplatten in das, mit etwas Salzsäure versetzte, 
Sperrwasser tauchte. Ich konnte keinen Unterschied von den Erschei 
nungen, wie sie in atmosphärischer Luft Statt haben, wahrnehmen. 
Wie oft ich auch zwischen beiden Platten mit dem Herausziehen und 
Wiedereintauchen abwechseln mochte, stets zeigte sich die jedesmal 
herausgezogene Platte nach dem Wiedereintauchen eben so deutlich 
negativ, als wenn der Versuch in atmosphärischer Luft angestellt 
worden wäre % 
Ich füge schließlich noch einen Versuch bei, bei welchem der 
Einfluß des ungleichzeitigen Eintauchens noch erstaunenswerther er 
scheinen muß, als bei den erzählten. Wenn man Eisen in eine 
schwefelsaure Kupferaufibsung taucht, so überzieht es sich erörtcrter- 
maßen schnell mit einer Lage Kupfer und nach der angenommenen 
Theorie der Metallfällungen tritt dieses Kupfer dem Eisen als nega 
tiver Pol entgegen. Es stand hienach zu erwarten, daß, wenn man 
zu einem auf solche Weise in der Flüssigkeit überkupferten Stäbchen, 
am einen Multiplieatorende befestigt, ein zweites frisch abgefeiltes, 
am andern Multiplicatorende befestigtes, Elsenstäbchen hinzutaucht, 
dies zweite sich, wenigstens in den ersten Augenblicken, positiv gegen 
das erste verhalten werde; allein gerade uingekehrt, ein sehr lebhafter 
Ausschlag zeigt an, daß es sich negativ gegen das erst eingetauchte 
verhalte. Durch abwechselndes Herausziehen und Wiedereintauchen 
des einen und andern Stäbchens kann man diese Polarität eben so 
beliebig oft umkehren, als oben in Bezug zu sauren und salzigen 
Flüssigkeiten angegeben worden. 
Neunuttddreißigstes Capitel. 
Galvanismus in Bezug auf Physiologie^. 
Schon die gewöhnliche Elektricität bot uns interessante und wich 
tige Beziehungen zu den physiologischen Erscheinungen dar, noch weit 
mehr aber ist dies der Fall mit der galvanischen oder durch Berührung 
' Dic von Becquerel (Schweigg. I. Xl.HI. 83) beobachtete Erscheinung, 
bc! welcher gnn. Lnft wesentliches Bcdingniß ist, ist anderer Gattung, insofern sie 
auf Veränderung der Flüssigkeit beruht. 
** Von der Unzahl Schriften und Abhandlungen, die sich in Bezug auf 
dieses Capitel anfuhren ließen, möge» nur folgende, welche vorzüglich umfassend 
oder wichtig sind, angeführt werden: Pfaff über dic thicr. Elektricität und Reiz-
	        
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