Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
nommen; bei der Trennung ist ebenfalls wieder ein verstärkter Effect 
zu bemerken, der jedoch im Allgemeinen geringer als bei der Schlie 
ßung ist, daher bei schwächeren Ketten ebenfalls nicht auffallend be 
merkt wird. 
Nach Ritter sollen die Erscheinungen, welche im Augenblicke 
der Schließung und wahrend des Geschloffenseyns der Kette Statt 
finden, stets entweder hinsichtlich der Starke oder hinsichtlich der Art 
in einem gewissen Gegensatz zu denen stehen, welche im Augenblicke 
der Trennung und kurz nachher wahrgenommen werden, so daß die 
Trennung der Kette eine Umkehrung der vorher Statt gehabten 
Wirkungen hervorriefe; ja, wenn die Wirksamkeit der Kette einen 
sehr überwiegenden Grad in Verhältniß zur Reizbarkeit des dem Ver 
such unterworfenen Organs hat, soll diese Umkehrung schon während 
des Geschloffenseyns der Kette eintreten können, bei höchst empfindli 
chen Organen (z. B. bei sehr reizbaren Froschschenkeln) sogar so schnell, 
daß die primäre Wirkung gar nicht beobachtet werde, vielmehr bei 
Schließung der Kette sogleich die umgekehrte, die eigentlich erst mit 
und nach der Schließung Statt haben soll, sich zeige. 
Alle diese Umstände sind von der Art, daß sie sich mit den 
allgemeinen Gesetzen der thierischen Reizbarkeit sehr wohl vereinigen 
lassen. Dessenungeachtet muß man gestehen, daß es bis jetzt blos 
Ritter, der oft zuviel sah, ist, der jene Umkehrungen auf so ent 
schiedene Weise wahrgenommen hat. Seine später anzuführenden 
Angaben in diesem Bezug mögen daher mit Vorsicht angenommen 
werden. Dasselbe gilt von den Gegensätzen, die Ritter in der 
Wirkung an beiden Polen des galvanischen Apparats auf die Empsin- 
dungsorgane gefunden haben will, wiewohl mehrere dieser Gegen 
sätze auch von andern bestätigt worden sind *♦ 
Die Empfindlichkeit für den Reiz des Galvanismus ist keines 
wegs bei allen Individuen gleich. Nicht nur finden sehr nahmhafte 
Unterschiede in diesem Bezug zwischen den einzelnen Klassen leben 
der Wesen Sratt, sondern auch zwischen den einzelnen Individuen 
einer und derselben Art. Kinder und schwache Personen, nainent- 
lich die eine schwache Brust haben, sollen besonders empfindlich gegen 
den Galvanismus seyn. Alte Leute find weniger empfindlich dage 
gen, und wenn sie noch überdies mit Schnupfen, Gicht oder Rheu 
* Ich habe geglaubt, Ritters Erfahrungen nicht übergehen zu dürfen, 
denn daß manche nicht dieselbe» Empfindungen als er wahrnahmen, ist bei diesen 
halb subsectiven Erscheinungen kein Beweis, daß nicht andere sie wahrnehmen 
könnten. Keiner hat so viele und abgeänderte Versuche über die Empfindungen, 
welche die galvanische El. hervorzurufen vermag, angestellt, als Ritter; und 
wenn von seiner Phantasie hiebei mancher Fehlgriff zu erwarten ist, so muß doch 
andererseits auch zugegeben werden, daß zur discrctcn Beobachtung von Empfin 
dungen wie diese, eine Art der Aufmerksamkeit erfodcrt wird, die nicht ohne 
alle Uebung und öftere Beschäftigung mit diesen Versuchen zu erlangen seyn 
möchte.
	        
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