Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
ton größer, wenn die gleichen Berührungsflächen auf beiden Seiten 
größer als wenn sie kleiner sind *. , 
Der galvanische Schlag wird stets am stärksten an den Stellen 
empfunden, mit welchen die Kette der Säule geschlossen wird; jedoch 
nach Maßgabe der Stärke der Wirkung kann er sich auch mehr 
oder minder weit durch die Partieen fortpflanzen, welche zwischen 
beiden Schließungsstellen liegen. So wird er bald blos bis in die 
Fingerspitzen, bald bis in die Handwurzeln, Ellenbogen, Achseln, 
selbst bis quer über die Brust gefühlt werden können. 
Man giebt gewöhnlich an, daß die Empfindung des galvani 
schen Schlages sich von der, welche die Entladung einer Leydner 
Batterie hervorruft, dadurch unterscheide, daß erstere viel mehr ins 
Innere der Theile einzudringen scheine. Indeß hat doch Ritter 
gefunden, daß der galvanische Schlag sich um so mehr dem elektri 
schen in der Empfindung nähert, je niehr man, (wie gewöhnlich bei 
Entladung Leydner Flaschen) Schließung der Säule mit trockener 
Oberfläche der Hände anwendet, oder je mehr man umgekehrt die 
Schließung zwischen den Belegen der Leydner Flasche mit befeuch 
teten Händen vornimmt, daher dieser Unterschied nicht wesentlich zu 
seyn scheint. 
Verbinden sich mehrere, mit-feuchten Fingern sich anfassende, 
Personen zur Kette zwischen dem positiven und negativen Pol, so 
empfinden alle den nämlichen Schlag, und in einer Stärke, die bei 
Verbindung weniger Personen sich fast gleich bleibt, bei mehrern 
aber im Verhältnisse der Zahl der Personen abnimmt (wegen Ver 
längerung der feuchten Zwischenleitung). 
Folgende Umstände giebt Ritter über die Unterschiede an, 
welche die Schläge nach ihrer Erscheinung beim Schließen oder Wie- 
dereröffnen der Kette, und je nachdem das Organ mit dem posi 
tiven oder negativen Pole der Säule in Verbindung gesetzt wird, 
darbieten. Der Schlag, den man vom negativen Pole der Säule 
bei der Schließung erhält, ist bei gleicher feuchter Berührungsfläche 
nicht nur absolut stärker, sondern erstreckt sich auch auf eine größere 
Länge, als der, welchen man am positiven Pole der Säule empfängt. 
Doch fand Ritter, daß, wenn man die Stärke der Säule (z. B. 
durch Verminderung ihrer Plattenzahl) immer mehr abnehmen laßt, 
der Schlag auf der positiven Seite durchaus nicht früher verschwin 
det, als auf der negativen; wiewohl er sich auk der negativen stets 
weiter erstreckt, und z. B. auf der negativen Seite noch bis in die 
vordere Hälfte des ersten Fingergliedes fühlbar ist, wenn er auf 
der positiven Seite nur noch als ein leichtes Hüpfen in der Spitze 
des Fingers erscheint. Uebrigens glaubt sich Ritter überzeugt zu 
* Dergl. Ritter in Gilb. VH. 478. — Bcitr. I. St. 4. S. 276. — 
Ritter hat gefunden, daß ähnliche Umstände auch die Stärke der Schläge durch 
Entladung Leydner Flaschen bestimmen (Bcitr. II. St. 2. 6. 9.
	        
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