Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

480 Physiologischer Galvanismus. 
mit Batterieen, so stark als ich ihre Wirkung jedesmal vertragen 
konnte, zugebracht, und beschloß sie darauf mit einem weitläuftigern 
Versuche, der mich, was ich schon lange gewollt hatte, lehren 
sollte: welchen Einfluß eine längere Einwirkung geschlossener galva 
nischer Battericenketten, in denen sich mein Körper ganz als Glied 
befände, auf mich haben könnte. Zch setzte mich dazu mit einer 
Zinkkupferbatterie von 100 Lagen, die überdieß noch schon seit gestern 
errichtet war, also schon beträchtlich von ihrer anfänglichen Wirk 
samkeit verloren hatte, auf eine gute halbe Stunde irz Verbindung. 
Beide Hände feuchtete ich stark und gleichförmig mit Salzwasser 
an, faßte in jede ein Stück Eisen von beträchtlicher Oberfläche (eine 
Zange mit breiten Griffen) und brachte sie hiedurch mir den beiden 
Enden der Batterie in gehörige Verbindung. Der Schlag, den ich 
bei der Schließung der Kette erhielt, und der auf der Kupferseite 
auffallend angreifender als auf der Zinkfeite war, erstreckte sich die 
Arme hindurch bis über die Schulter hinaus, und ich mußte mich 
anstrengen, um durch Ueberwältigung der bis zur äußerlichen Sicht 
barkeit der Zuckungen mehrerer Armmuskeln gehenden, und die Arme 
beim Freilassen derselben auf dieselbe Weise, wie vom Ganzen abge 
trennte contractile thierische Theile, schleudernden Convulsionen, der 
Batterie selbst keinen Schaden zukommen zu lassen. Kurz nach dem 
Eintritte in diese Kette empfand ich in dem mit der Kupfer feite 
der Batterie in Verbindung stehenden Arme und dessen Hand eine 
merkliche Kälte, als ob ein kalter Wind sie anwehte, ungeachtet 
alle äußere Veranlassung hiezu mangelte. In der Hand und dem 
Arme der andern Seite erzeugte sich allmälig, doch nicht sobald so 
deullich, gerade das Gegentheil von dem Vorigen, d. i. eine merk 
liche Wärme, begleitet von einem starken unangenehmen Jucken 
durch die ganze Hand. Auch fand sich in dem Arme der Kupfer 
seite nach und nach eine deutliche Steifheit und Abgang an Be 
weglichkeit, und zuletzt merkliche Spannungen in der Gegend 
der Schulter ein, von welchen allen der Arm der Zink feite der 
Batterie so sehr befreit blieb, daß ich vielmehr liebereine Vergrö 
ßerung seiner Beweglichkeit angeben möchte, wäre man nicht 
berechtigt, in Bestimmungen dieser Art, wozu man sich Zustände 
seiner selbst von Stunden her dem Grade und der Art nach so 
genau bewußt seyn muß, einiges Mißtrauen zu setzen. Beide Arme 
mit ihren Händen waren übrigens die ganze Zeit des Versuchs über 
in gleicher Lage u. s. w. gewesen. Ich verließ nach einer reichli 
chen Stunde die Batterie, ohne etwas Weiteres als das Erwähnte 
zu wissen. Aber keine Viertelstunde vergieng, als ich ohne die ge 
ringste mir bewußte sonstige Veranlassung dazu, Schmerzen im Unter 
leibe und einige Zeit darauf wirklich Diarrhoe bekam, die, (der Ver 
such geschah noch Vormittags), den ganzen Nachinittag hindurch 
anhielt. Eine damit verbundene allgemeine Mattigkeit und 
Schläfrigkeit in allen Gliedern nöthigte mich, über Gewohnheit
	        
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