Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
Selbst schon eine einfache Kette vermag bei gehöriger Applica 
tion bemerkenswerthe Wirkungen auf den ganzen Körper hervorzu 
bringen. So verband Achard am Menschen die Mundhöhle und 
den After mittelst Zink und Silber, und sah dadurch Schmerzen im 
Unterleibe, zunehmende Thätigkeit des Magens und Veränderung 
der Excremente erfolgen, und Humboldt nahm bei diesem Versuche, 
wenn er das Silber etwas tief in den After hineinschod, helle Blitze 
vor Herden Augen wahr, die sich sogar in diesem Falle stärker zeigten, 
als bei jeder andern Application dieser Metalle. 
Humboldt hat denselben Versuch mit bemerkenswerthen Er 
gebnissen an verschiedenen Thieren wiederholt *. 
Er wartete bei einem sterbenden Hänfling die letzten sicht 
baren Athemzüge ab. Die Augen waren schon geschlossen, das 
Thierchen lag auf dem Rücken und mechanisches Prickeln mit einer 
Nadel am After brachte keine Spur einer Bewegung hervor. Hum 
boldt eilte nun, ihm ein Zinkplättchen zwischen den Schnabel und 
Silber in den After zu stecken. Beide Metalle verband eine eiserne 
Kette. Und siehe, im Momente des Eontacts öffnete der Hänfling 
die Augen, richtete sich auf und schlug mit den Flügeln. Er athmete 
nun wieder 6 bis 8 Minuten ungehindert, bis er von Neuem um 
sank und ruhig starb. — Ein ähnlicher Versuch gelang an zwei 
Canarienvögeln. 
Wenn man einem lebendigen unverletzten Frosche mit einem 
seidenen Faden die Hinterschenkel zusammenbindet und ihn mit dem 
Steiß auf Zink setzt, so kann man ihn mit Zink im After reizen, 
ohne daß er sich wirklich bewegt. Kaum aber berührt man ihn mit 
Silber, so sprengt er die Fäden und thut einen oft acht Zoll weiten 
Satz. „Nichts, sagt Humboldt, übertrifft die Wirksamkeit eines 
solchen galvanischen Zinklavements." 
Ein schlafendes Murmelthier wurde nach Prünelle m dadurch 
erweckt, daß man die (an ihren Knöpfen mit Kochsalzlösung befeuch 
teten) Poldrähte einer Säule in den Mund desselben leitete, wäh 
rend Sckläge Leydner Flaschen nur ein unvollständiges und nicht 
anhaltendes Erwachen bewirkten. 
Einfluß auf Muskelcontractionen. — Bringt man 
einen, von der äußern Hautbedeckung entblösten, Muskel oder ganze 
Muskelpartieen eines lebenden oder kurz zuvor getödteten Menschen 
oder Thieres in die Kette, so erfolgen beim Schließen und zuwei 
len auch beim Oeffnen lebhafte Contractionen dieser Muskeln, indeß 
während des Geschlossenseyns das Ganze ruhig bleibt. Eben derglei 
chen Contractionen lassen sich hervorrufen, wenn man nur einen 
Theil eines entblösten Nerven in die Kette nimmt, indem man die 
Gereizte Muskel- und Nervenfaser. I. 333.
	        
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