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Physiologischer Galvanismus.
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GesichtsmuZkeln an einem Ochsenkopfe erregt wurden, wenn der eine
Draht der Säule auch blos die harte Hirnhaut oder die graue
Substanz des Gehirns berührte; die Zuckungen nahmen jedoch zu,
wenn man den Draht tiefer einsenkte.
Wirkung auf die Zeugungstheile. — Schließung am
männlichen Gliede mit dem p o sitiv en Pole bewirkt nach Ritter * **
immer mehr zunehmende Turgescenz desselben, welche zuletzt d>rn
Versuch zu unterbrechen nöthigt ; Schließung mit dem negati
ven Pole dagegen hebt diese Turgescenz allmalig und vollkommen
wieder auf.
Wirkung auf die Absonderungsorgane. — Nach
Most wenn man mit dem positiven Pol an der Ohrspeicheldrüse,
mit dem negativen in der Hand 10 Minuten lang schließt, erfolgt
verstärkte Absonderung von Speichel, der indeß weder alkalisch noch
säuerlich reagirt. Eine gewisse Steifheit des Halses und etwas
schmerzhaftes Schlucken sind gleichzeitige Folgen dieses Versuchs. —
Auch bloßes längeres Durchlaufen des Galvanismus quer durch die
Arme und Brust, soll nach ihm zugleich mit verstärkter Haut- und
Urinabsonderung vermehrte Speichelabsonderung nach sich ziehen!.
Wirkung auf die Zähne. — Der S. 2 erwähnte Ge-
schmacksversuch mit der einfachen Kette gelingt nicht, wenn man,
statt die obere und untere Fläche der Zunge mit den heterogenen Me
tallen zu belegen, das eine Metall an die Krone der Zähne, das
andere an die Zungenspitze applicirt. Dagegen hat Humboldts
die merkwürdige Erfahrung gemacht, Laß er im letztern Falle aller
dings gelingt, wenn man die Zähne zuvor durch Säure in den
Zustand der Stumpfheit versetzt hat. Bei großer Stumpfheit em-
psindet man noch überdies hiebei ein widriges Gefühl im Zahn, und
manchmal wird zugleich ein Blitz vor den Augen wahrgenommen.
Die Zahnhöhle kurz nach dem Herausziehen eines Zahns so wie die
Höhlung eines hohlen Zahns ist nach Humboldt's und Ritter's
Erfahrungen -ß-s sehr empfindlich gegen den Galvanismus.
Wirkung auf verwundete Stellen. — Sehr auffallend
ist der Einfiuß, welchen der Galvanismus auf die Absonderung und
Empfindung an verwundeten Stellen hat. Humboldtckckck ließ sich
zwei Blasenpflaster von der Größe eines Laubthalers in die Gegend
der beiden Schulterblätter legen« Als die entstandenen Blasen beide
aufgeschnitten waren, quoll, wie gewöhnlich, die lymphatisch-seröse
* Rittcr's Bcitr. II. 33.
** M o st erhielt denselben Erfolg. Zugleich wurde die Stiinine etwas ver
ändert iinb ein gelinder Krampf in der Kehle verspürt. (Most über die gr. Heil
kraft. S. 121.)
*'• M o st. S. 121.
-s- H u in b o ldt. S. 165.
-;-f Humboldt I. 322. — Gilb. VH. 449.
fff Humboldt I. 324.