494
Physiologischer Galvanismus.
ist, als beim Männchen. Auch ist sie stärker bei jungem Thieren,
als bei ältern. Humboldt fand ferner, daß man es in seiner
Gewalt hat, die selbst sehr herabgestimmte Reizbarkeit von Froschschen-
keln auf einen sehr hohen Grad dadurch zu bringen, daß man sie in
Chlorauflösung oder alkalischen Auflösungen badet; da
hingegen andere Auflösungen, so namentlich von Arsenik, die Reiz
barkeit schwächten oder ganz vernichteten Man kann mithin durch
diese künstlichen Mittel die Froschschenkel zu beliebigen Graden der
Reizbarkeit stimmen. — Tödtet man Frösche in Wasser von 28° bis
30° R., so wird dadurch nach Pfaff ihre Reizbarkeit gänzlich ver
nichtet. — Ritter ^ u. a. haben beobachtet, daß die Nerven vom
Ganzen abgetrennter Theile beim allmäligen Verlöschen ihrer Erreg
barkeit nicht in allen Stellen zugleich, sondern vom Hirnende nach
den peripherischen Enden absterben; ferner erlöscht nach Ritter die
Reizbarkeit der Flexoren überall zuerst, die der Extensoren zuletzt.
Von Wichtigkeit'ist es auch, die Umänderungen kennen zu
lernen, welche vorausgegangene galvanische Versuche auf die Um
stimmung der Reizbarkeit selbst haben.
Im Allgemeinen bemerkt man, daß, je mehr schon galvanische
Versuche mit einem Froschschenkel angestellt worden sind, um desto
mehr zeigt sich seine Reizbarkeit erschöpft. Doch beobachtete Pfaff
in dieser Hinsicht folgende Modificationen m * * *** .
Sehr häufig geschah cs, daß, wenn die Reizbarkeit der Glied
maße durch lange fortgesetzte Versuche schon sehr erschöpft war, oder
auch, wenn die Versuche erst mehrere Stunden nach dem Tode an
gefangen wurden, die Application sehr wirksamer Erreger Anfangs
keine, dann schwache, aber allmalig stärkere und immer stärkere Zuk-
kungen hervorlockte. Dies beobachtete auch Fowler. — Eine andre
analoge Erscheinung war die, daß unwirksamere Erreger dann, wenn
sic keine Zuckungen mehr hervorbrachten, dieselben von Neuem her
vorzulocken fähig wurden, wenn vorher wirksamere Erreger ange
wandt und durch diese lebhafte Zuckungen erregt worden waren.
Dies bemerkte auch Valli. — Auch wenn die erschöpften Glied
maßen einige Zeit in Ruhe gelassen worden, zeigte sich die Reizbar
keit neu belebt. Pfaff beobachtete jedoch dabei den eigenthümlichen
Umstand, daß gegen das Ende, wenn die Reizbarkeit schon sehr
abgenommen hatte, nach einiger Zeit Ruhe sich zwar wieder das
erstemal sehr lebhafte Zuckungen zeigten, die aber schon bei der zwei
ten Schließung sehr schwach waren, und bei der dritten sich gar nicht
mehr zeigten. Auch bei häufiger Wiederholung, wenn jedesmal ein
* Ueber den Einfluß verschiedener Gas arten auf die Reizbarkeit vcrgl.
Pfaff, 122; Humboldt I. 243; — verschiedener Flüssigkeiten: Rit
ter's Bcitr. I. St. t. 68. — Humboldt ger. Musk. I. 24. 247. 38V. -*■
3t i D i ii i Essai. I. 46.
" Bcitr. II. St. 3. 84; phys. ehern. Abhandl. III. 249.
*** Pfaff thicr. El. 11. 83. 84. — Ritter Bcitr. I. St. 1. 58.