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Physiologischer Galvanismus.
geworden war, sie wieder zur vorigen Norm zurückkehrte, wenn man
die getrennten Nervenenden nicht etwa unmittelbar mit einander ver
einigte, sondern durch galvanische Leiter so verband, das; ein el.
Strom von einem Ende zum andern lief, oder auch, wenn man
blos das untere Ende in den galvanischen Kreislauf brachte. Ein
ähnlicher Ersatz der Nervenwirkungen durch Galvanismus ist in Be
zug auf den Kreislauf und die Verdauung beobachtet worden *.
Daß das Ursächliche der Blurbewegung einmal in einer Ein
wirkung des galvanischen Kreislaufes gefunden werden könne, hat
nach den Bewegungen, in die flüssige Leiter unter dem Einfluß
des Stroms gerathen können, gewiß nichts Unwahrscheinliches mehr;
und es würde ein interessantes Problem seyn, Anordnungen galva
nischer Apparate zu ersinnen, durch welche eine solche Bewegung
nachgeahmt werden könnte.
Oesters hat man Lichterscheinungen an Menschen und Thieren
beobachtet, die den elektrischen nicht unähnlich schienen. Namentlich
dürfte für die, die an den sogenannten thierischen Magnetismus
glauben, der Umstand nicht unwichtig erscheinen, daß nach der ein
stimmigen Versicherung aller Magnetisirten die Nerven des Magne
tiseurs ihnen leuchtend erschienen, uird namentlich beobachteten die
selben, daß Stralenbüschel von den, vorzugsweis nervenreichen, Fin
gerspitzen beim Magnetisiren ausgingen. Ich führe diesen und den
folgenden Grund nur als Nebendata an, da sie den eigentlichen
Physiker weniger befriedigen können. Selbst der gesetzmäßige Gang
der Natur scheint uns in den Nerven Behälter und Leiter für die
Imponderabilien anzudeuten; die festen Stoffe, die ftüssigen, die. luft
förmigen der Außenwelt werden jede von eignen Canälen in unserm
Körper aufgenommen und umgetrieben, und in eignen Behältern
verarbeitet; nun machen die Jinponderabilien einen sehr wichtigen
und wesentlichen Bestandtheil der Außenwelt aus, niit denen der
Organismus, wie mit den grob materiellen Stoffen allenthalben in
Berührung ist, und für diese bietet sich nicht nur das Nervensystem
als ein sehr passender, sondern auch außer diesem kein andrer Cir-
culationsapparat dar; und durch diesen ist erst die Wechselwirkung
mit der Außenwelt wirklich abgeschlossen.
Von jeher ist endlich als ein wichtiger Beweis für die elektrische
Beschaffenheit der Nerven die Entwickelung freier El. in gewissen
* Versuche in diesem Bezüge findet man in Krimer's phhsiolog. Unter
suchungen. (S. 22. Vers. 9. S. 32. V. 14. S. 36. V. 16. S.38. V. 18. S. 149.
V. 8. S. 165. V. 23 u. s. >».), und Wilson Philipps Untersuchungen über
die Gesetze der Functionen des Lebens aus d. Engl, übers, von Sontheim er
(S. 183. ». ff. V. 71, 72, 73, 74). — Ich darf jedoch nicht vorbeilassen zu
erwähnen, daß des crstcrn Versuchen im Allgemeinen, und des letzter« Versuchen
(von Edwars, ülonrn. <ie eh. me<i. 1829. mars. 129) gerade in Hinsicht der
hier in Rede stehenden Versuche widersprochen worden ist; daher sie als zweifel
haft zu betrachten sind.