512
Physiologischer Galvanismus.
Fischen und der entsprechende Bau der elektrischen Organe in den
selben angeführt worden; indem dieselben bei einem, zum Theil an
unsere elektrischen Apparate erinnernden, Bau einen außerordentlichen
Nervenreichthum besitzen. Die bekanntesten Thiere in dieser Hinsicht
sind der Zitteraal oder Surinamsche Aal (O/irmotus electricus)
und der Zitterrochen oder Krampffisch (Raja torpedo). 'Beide
geben bei Berührung heftige el. Schlage, wie von einer Elektrisir-
maschine, die einen Arm auf einige Zeit zu lahmen vermögen. Der
Schlag dieser Thiere wird durch alle Stoffe, welche elektrische Leiter
sind, mitgetheilt, geht aber nicht durch Nichtleiter; bei größer« Thie
ren soll er selbst einen Funken hervorbringen, wenn sich in der
metallischen Kette eine Unterbrechung befindet. Die Schlage schei
nen übrigens von dem Willen und den Leidenschaften der Thiere
abzuhängen, warum also nicht auch bei uns die Muskelcontractio-
uen unter Voraussetzung daß es Wirkungen der El. sind? — Das
cl. Organ des Zitterrochens besteht aus einer Menge senkrechter,
meist pyramidenförmiger, sechsseitiger, häutiger Zellen, die um die
Kiemen in den Halsseiten und zum Theil an den Rückenseiten
unter der Haut liegen, durch die sie durchschimmern. Jede solche
Zelle hat horizontale Scheidewände, welche Zwischenräume lassen, die
mit gallertartiger Masse ausgefüllt, und sehr reichlich mit Faden
des herumschweifenden Nervenpaars und mit Blutgefäßen durchzo
gen sind. In der That scheinen die Zellen eine Aehnlichkeit mit
Volta'sehen Saulchen zu haben. Das el. Organ des Zitteraals ist
etwas einfacher gebaut, aber auch mit sehr viel Nerven versorgt.
Außerdem hat man noch el. Eigenschaften beobachtet, doch wenig
untersucht anr e l e k t r i ßch en S t a ch e l b a u ch (Tetrodon electricus),
dem elektrischen Riemfisch (Tricliiuras electricus), endlich dem
Zitterwels (Silnrus electricus). Die Erwähnung eines elektri
schen Insekts geschieht in Schweigg. I. XXIX. 86.
Hinsichtlich des Ausführlichen der Anatomie und Versuche über
die elektrischen Fische müssen wir auf die untenstehende Literatur
verweisen X
Der Galvanismus ist sehr vielfältig, und zum großen Theil
mit glücklichem Erfolge, in Krankheiten angewendet worden. Die
* Bergt, über Versuche mit elektrischen Fischen: Register zu Gilb. Ann.
S. 215. — Gehlcrs Wort. Art. Fische. — Aldini Essai 1. 40. 47. 49.
II. 61. — Treviranus Biologie "V. 141. — Todd in Merkels Ärch. III.
303. oder Schweigg. I. XIX. 14. — Schilling in Nouv. mém. de Pacaci,
de Beri. 1770. 68. •— Volta in Gehlen I. IV. 612. Gilb. Ann. X. 447.—
H u m b o ld t in Aviti. de Ch. et de Phys. XI. 408.
Ueber 2t nato mie vcrgl. Rudolphi in Abh. der Bcrl. Akad. 1820 bis
1821. S. 223, und in s. Physiol. I. 198. —- Home in Fhil. tramaci. 1816.
120. —- Hunter in Philos. transact. 1773. Tol. LXIII. 434; oder Gilb.
XXIII. 276. — Treviranus Biol. V. 141. — Vorstehende Literatur ist
nicht vollständig; man kann sie aber leicht aus den hier angeführten Schriften
selbst, namentlich aus Treviranus Biologie, ergänzen.