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Geschloffene Kette im Allgemeinen.
wenn ihre elektromotorische Wirksamkeit für die Pole der Säule
verloren gienge und sie nur noch als passive Leiter wirkten
Wenn in einer Säule die Leitung durch alle feuchte Zwischen
glieder nicht gleich gut ist, sondern irgendwo zwischen zwei Elemen
ten derselben eine Flüssigkeit sich befindet, die vermöge ihrer eigen
thümlichen Beschaffenheit oder ihrer Dimensionen dem Durchgang
des Stroms ein größeres Hinderniß entgegensetzt, als die Zwischen-
flüssigkeit der andern Elemente, so sieht man sofort an den Grän
zen dieser Flüssigkeit sich zwei entgegengesetzte Pole der Säule bil
den, oder das Elektrometer hier eine verstärkte Spannung zeigen;
gleich als ob keine vollkommene Schließung der Säule Statt fände m * ** *•*
In der That erhellt, daß die entgegengesetzten Elektricitäten, wenn
sie sich durch die übrigen Glieder der Säule schneller entwickeln und
bewegen können, als sie sich durch den unterbrechenden feuchten Lei
ter hindurch zu neutralisiren vermögen, an seinen Gränzen in ge
wissem Grade anhäufen und so mehr oder weniger die Erscheinungen
der ungeschlossenen Kette darstellen müssen. Daher bemerkt man
denn auch stets und allgemein, daß in demselben Grade, als die
Phänomene, welche von Einwirkung einer ungehinderten Strömung
der Elektricität abhängen, an Intensität zunehmen; in demselben
Grade die elektroskopischen Erscheinungen verschwinden und umge
kehrt, so daß man sagen kann: was für die eine dieser Wirkungen
verloren gehe, werde zum Vortheil der andern verwandt.
Diese Umstände gehen aus den übereinstimmenden Erfahrungen
E r m a n' s Ritter's ****, Jager's ff, Configliachi's
und Brugnatelli's-sch, P r e ch t l's hervor. Um sie nach
zuweisen, verfährt man am besten so, daß man die Leitungsdrähte
der Pole einer Säule in eine Glasröhre leitet, worin theils der Ab
stand der Spitzen dieser Drähte, mithin die Strecke der zwischen ihnen
zu durchlaufenden Flüssigkeit, theils die Beschaffenheit der Flüssigkeit
selbst verändert werden kann, während die Dimensionen und Beschaf
fenheit der Flüssigkeit zwischen den übrigen Elementen der Säule sich
gleich bleiben ffff.
* Ritter in Gilb. VIII. 451.
** Daher nennt man in der That eine solche Säule eine unvollkommen
geschlossene.
*•* Gilb. VIII. 204. X 3.
**** Gilb. VIII. 455.
-¡- Gilb. XIII. 411.
tt Gehlen. I. VIII. 344.
fff Gilb. XXXV. 88.
titf Um einen Versuch als Beispiel anzuführen, so leitete Erman zwei
Platindrähte, an den Polen einer Säule von 200 Plattenpaarcn befestigt, in eine
Glasröhre, so daß die Spißcn derselben 6 Zoll darin abstanden, und brachte zu
gleich an jeden Draht ein äußerst feines und sicheres Blattgoldclcktroiiicter an.
Die Gaserzeugung (eine Wirkung der strömenden El., die wir später kennen ler
nen werde») war wenig lebhaft, und die Elektrometer behielten beinahe die völlige