Gesetze des Erdmagnetismus. 111
zu bestehen scheinen, wirklich nur eine Schicht von geringer Dicke
auf ihnen bilden, und wenn, wie sehr achtungswerthe Naturforscher
geglaubt haben, der übrige Theil ihrer Masse durch die Wirkung
unterirdischer Feuer hervorgebracht oder geformt worden ist, so würde
das System dieser Inseln die ausgedehnteste vulcanische Kette, wel
che auf der Erde vorhanden ist, bilden. Dann fände sich in allen
den Unregelmäßigkeiten, die durch dies System in den allgemeinen
Gesetzen des Erdmagnetismus hervorgebracht werden, nichts, was
sich nicht ganz einfach mit den sonst beobachteten Erscheinungen in
vulcanischen Gegenden in Uebereinstimmung bringen ließe. Denn
nothwendig hat die Wirkung der unterirdischen Feuer den chemischen
Zustand und die natürliche Anordnung der Eisentheilchen an den
Orten, wo sie sich äußerte, verändern müssen, was nicht geschehen
konnte, ohne eine Störung in der Richtung der Magnetnadel und
eine Modification der allgemeinen Wirkung der Erde an diesen Orten
zur Folge zu haben. Man hat selbst mehrere Beispiele, daß solche
Veränderungen plötzlich eintraten; und Humboldt beobachtete
dergleichen in Peru nach einem großen Erdbeben. Es wäre also
wohl möglich, daß der besondre magnetische Mittelpunct im Süd
meer von solchen Ursachen herrührte. Ohne Zweifel sind deren ähn
liche in andern Ländern vorhanden; und ließe sich dann nicht in
ihrer Veränderlichkeit der Grund der, seit zweihundert Jahren beob
achteten, Veränderungen in der Abweichung der Magnetnadel fin
den, die einen so wunderlichen und unregelmäßigen Gang befolgt,
daß es bisher unmöglich gewesen ist, ein Gesetz darin zu entdecken;
aus welcher Unregelmäßigkeit man aber eben einen Schluß gegen
ihr Hervorgehen aus einer gleichförmig und beständig wirkenden Ur-
sach ziehen könnte? Bei dieser Voraussetzung würde eine Rückkehr
der Nadel nach Osten für'Europa nicht Statt zu finden brauchen;
und wirklich hat man, seit sie aufgehört hat, nach Westen in ihrer
Abweichung fortzuschreiten, keine merkliche Rückkehr derselben wahr
nehmen können; so daß nach den bisher angestellten Beobachtungen
die Entscheidung unmöglich fällt, ob sie wieder zurückgehen wird.
Das System der Vertheilung der magnetischen Kräfte, auf
welches die Untersuchung der Neigungen uns geführt hat, erhält
eine auffallende Bestätigung dadurch, daß das Gesetz der Tangen
ten, welches sich aus der Wirkung zweier unendlich naher Mittel
puncte ergiebt, deutlich in allen Erscheinungen dieser Art, die man
untersuchen mag, hervortritt. So findet man z. B. auffallende
Belege dafür in der Jnterpolationsmcthode, durch welche es Mor-
let geglückt ist, die wahre Gestalt des magnetischen Aequators zu
bestimmen, in dessen Darstellung ich ihm oben gefolgt bin. Nämlich
nicht durch neue Beobachtungen von Orten, wo die Neigung null
ist, gelangte er zu diesem wichtigen Resultate, vielmehr durch eine
geschicktere und besser geleitete theoretische Benutzung der schon be
kannten Beobachtungen. Eine große Menge Seefahrer haben den