2 Magnetische
Richtung gegeben habe. Alsdann lassen sich folgende Erscheinungen
wahrnehmen.
Jeder Pol zieht die Eisenfeile, wenn man ihn derselben nähert,
schon aus der Ferne an, gerade wie eine geriebene Siegellack-
stange die leichten Körper, denen man sie darbietet. Hangt man
horizontal eine kleine Eisen- oder Stahlnadel an einem Faden von
Flachs, Seide oder sonst einer biegsamen Substanz auf, so daß sie
einer völlig freien Beweglichkeit genießt, so wird sie ebenfalls von
jedem Pol des Magnets angezogen und zur Drehung um ihren Mit
telpunct gebracht werden. Dies Vermögen äußert sich durch die Körper
hindurch, gleichviel ob sie die El. leiten oder nicht: so durch Wasser,
Papier, Flamme u. s. w. Auch ist die Wirksamkeit des Magnets
an keine Zsolirung gebunden, und durch Berührung wird ihm nichts
entzogen.
Welches ist die Beschaffenheit der Grundursache, von der diese
Erscheinungen abhängen? Wir wissen es nicht. Indeß welcher Art
sie auch seyn möge, immer wollen wir dieselbe der Kürze halber mit
dem Namen Magnetismus bezeichnen; eben so wie wir die un
bekannte Grundursache der el. Erscheinungen Elektricität und die
nicht minder unbekannte Ursache der Ausdehnung der Körper Wärme
nannten. Nur werden wir uns zu hüten haben, um uns nicht vom
wahren Wege der Wissenschaft zu verirren, der magnetischen Grund
ursache keine andern Eigenschaften und Beschaffenheiten beizulegen,
als die durch die Erscheinungen, welche sie hervorbringt, ausgespro
chen oder gefodert werden.
Wenn man die Polfläche 8 eines Magnets successiv in Berüh
rung mit den Polflächen 8' und Ff eines andern Magnets bringt, so
findet man, daß sie die eine derselben, Ff z. B. anzieht, die andre 8'
abstößt. Umgekehrt zieht die Polfläche N des ersten Magnets, 8' an
und stößt Ff ab *. Das wechselseitige Streben der Flächen zur An
ziehung äußert sich nicht allein durch das Aneinanderhaften, welches
zwischen ihnen eintritt, wenn sie sich berühren, sondern auch durch
das bemerkbare Kraftbestreben, welches sie zur Vereinigung zeigen,
wenn sie nicht weit von der Berührung entfernt sind. Minder leicht
würde sich auf diese Weise die Abstoßung wahrnehmen lassen, doch
kann man sie dadurch bemerkbar machen, daß man einen von beiden
Magneten auf ein Bretchen legt, und dies auf dem Wasser schwim
men läßt, so daß es sich frei bewegen sann**; bietet man ihm dann
den andern Magnet dar, so wird er sich diesem nähern oder davon
entfernen, je nachdem er angezogen oder abgestoßen wird. Man sieht
sonach aus diesem Versuche, daß die Kräfte, welche von den beiden
* Man nennt deshalb N uiib S' in Bezug zu einander freundschaftliche
Pole, N und N' dagegen feindschaftliche. Eben so sind 8 und N' freund
schaftliche, S und S' feindschaftliche Pole.
** Oder man kann auch Magnet uninittelbar auf den Quecksilber legen.