Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Anziehungen und Abstoßungen. 
Polflächen eines Magnets geäußert werden, sich nicht gleichen, indem 
die eine anzieht, was die andre abstößt, und umgekehrt. Die ein 
fachste Annahme, auf die wir diese Erscheinungen zurückführen kön 
nen, wird die zweier Arten von Magnetismus seyn, die sich, wo nicht 
ihrem physischen Wesen nach, worüber wir noch nicht einmal be 
stimmte Vermuthungen aussprechen können, doch wenigstens ihrer 
nach Außen erkennbaren Wirkung nach unterscheiden. Eben so lei 
teten uns die Erscheinungen der el. Anziehung und Abstoßung zur 
Unterscheidung zweier Arten von El., die wir positive und nega 
tive, oder nach den Hülfsmitteln ihrer Erregung, Glaselektri 
cität und Harzelektricität nannten; wobei wir bemerken kön 
nen, daß jeder der beiden Magnetismen in einem der entgegengesetz 
ten Pole des Magnets herrscht, eben so wie jede der beiden Elektri- 
citäten in einem der entgegengesetzten Pole eines erwärmten Turma 
lins vorwaltet. 
Untersucht man die Büschel von Eisenfeile, die an den Magnet 
polen hängen bleiben, so findet man die Srralen derselben aus meh 
reren Theilchen von Feilspänen zusammengesetzt, die mit ihren Enden 
an einander hängen. Diese Erscheinung verdient vorzügliche Aufmerk 
samkeit, indem sie uns lehrt, daß das Eisen, in Berührung mit dem 
Magnet gebracht, selbst magnetisch wird, eben so wie ein isolirter 
Körper elektrisch wird, wenn man denselben einem elektrisirten Kör 
per nähert. 
Um diese Eigenschaft ins Licht zu setzen, nehme man mehrere 
Stäbe ganz reinen angelassenen (ausgeglühten) Eisens, das sich in 
der Kälte leicht und ohne zu springen nach allen Richtungen biegen 
und drehen läßt, in welchem Zustande es weiches Eisen oder 
Stab eisen genannt wird. Nachdem man sich überzeugt hat, daß 
diese Stäbe noch keine eigne magnetische Kraft besitzen, was man an 
ihrem Unvermögen, Eisenfeile festzuhalten, erkennt, hängt man einen 
derselben, sn, 2af.IX.Fig'. 3, an den PolXeines Magnets auf; sogleich 
nimmt das untere Ende n dieses Stabes alle magnetischen Eigenschaf 
ten an. Taucht man es in Eisenfeile, so bleiben diese daran hängen. 
Man kann selbst an den ersten so angehangenen Stab einen zweiten, 
an diesen einen dritten hängen, u. s. s., wie Fig>. 3 zeigt; es werden 
deren so viele, immer einer an dem andern, haften bleiben, bis ihr 
Gesammtgewicht größer wird, als das Gewicht, was der Magnet zu 
tragen vermag*. Dann reißt sich der erste Stab sn los, und alle 
fallen herab und trennen sich von einander. Versucht man jetzt, sie 
wieder zu vereinigen, so findet man, daß sie das Vermögen verloren 
haben, einander wechselseitig zu halten. Jedoch werden sie gewöhn 
lich noch einen schwachen Ueberrest von Magnetismus zurückbehalten, 
wie sich zeigt, wenn man sie in Feilspäne taucht. Diese vorüber 
gehende Mittheilung des Magnetismus hat auch noch Statt, wenn 
* Vgl. hiezu eine Bcinerkuug vo» Ren du in BibL mut. XXXVIII. 308.
	        
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