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Anziehungen und Abstoßungen.
Polflächen eines Magnets geäußert werden, sich nicht gleichen, indem
die eine anzieht, was die andre abstößt, und umgekehrt. Die ein
fachste Annahme, auf die wir diese Erscheinungen zurückführen kön
nen, wird die zweier Arten von Magnetismus seyn, die sich, wo nicht
ihrem physischen Wesen nach, worüber wir noch nicht einmal be
stimmte Vermuthungen aussprechen können, doch wenigstens ihrer
nach Außen erkennbaren Wirkung nach unterscheiden. Eben so lei
teten uns die Erscheinungen der el. Anziehung und Abstoßung zur
Unterscheidung zweier Arten von El., die wir positive und nega
tive, oder nach den Hülfsmitteln ihrer Erregung, Glaselektri
cität und Harzelektricität nannten; wobei wir bemerken kön
nen, daß jeder der beiden Magnetismen in einem der entgegengesetz
ten Pole des Magnets herrscht, eben so wie jede der beiden Elektri-
citäten in einem der entgegengesetzten Pole eines erwärmten Turma
lins vorwaltet.
Untersucht man die Büschel von Eisenfeile, die an den Magnet
polen hängen bleiben, so findet man die Srralen derselben aus meh
reren Theilchen von Feilspänen zusammengesetzt, die mit ihren Enden
an einander hängen. Diese Erscheinung verdient vorzügliche Aufmerk
samkeit, indem sie uns lehrt, daß das Eisen, in Berührung mit dem
Magnet gebracht, selbst magnetisch wird, eben so wie ein isolirter
Körper elektrisch wird, wenn man denselben einem elektrisirten Kör
per nähert.
Um diese Eigenschaft ins Licht zu setzen, nehme man mehrere
Stäbe ganz reinen angelassenen (ausgeglühten) Eisens, das sich in
der Kälte leicht und ohne zu springen nach allen Richtungen biegen
und drehen läßt, in welchem Zustande es weiches Eisen oder
Stab eisen genannt wird. Nachdem man sich überzeugt hat, daß
diese Stäbe noch keine eigne magnetische Kraft besitzen, was man an
ihrem Unvermögen, Eisenfeile festzuhalten, erkennt, hängt man einen
derselben, sn, 2af.IX.Fig'. 3, an den PolXeines Magnets auf; sogleich
nimmt das untere Ende n dieses Stabes alle magnetischen Eigenschaf
ten an. Taucht man es in Eisenfeile, so bleiben diese daran hängen.
Man kann selbst an den ersten so angehangenen Stab einen zweiten,
an diesen einen dritten hängen, u. s. s., wie Fig>. 3 zeigt; es werden
deren so viele, immer einer an dem andern, haften bleiben, bis ihr
Gesammtgewicht größer wird, als das Gewicht, was der Magnet zu
tragen vermag*. Dann reißt sich der erste Stab sn los, und alle
fallen herab und trennen sich von einander. Versucht man jetzt, sie
wieder zu vereinigen, so findet man, daß sie das Vermögen verloren
haben, einander wechselseitig zu halten. Jedoch werden sie gewöhn
lich noch einen schwachen Ueberrest von Magnetismus zurückbehalten,
wie sich zeigt, wenn man sie in Feilspäne taucht. Diese vorüber
gehende Mittheilung des Magnetismus hat auch noch Statt, wenn
* Vgl. hiezu eine Bcinerkuug vo» Ren du in BibL mut. XXXVIII. 308.