Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

148 Elemente des Erdmagnetismus. 
erhalt, wo die Neigung der Nadel gegen die Erde die möglichst 
kleinste ist. Letztres Mittel, obwohl weniger genau als die beiden 
andern, hat jedoch keine bedeutenden Irrungen in den Resultaten 
zur Folge, weil innerhalb eines Raums von einigen Graden zu 
beiden Seiten des magnetischen Meridians die Neigung fast die 
nämliche bleibt, als in diesem Meridian. Uebrigens ist es das 
einzige, das sich auf dem Meere anwenden laßt, weil die be 
ständige Bewegung des Schiffes hier hindert, einen festen Bezug 
zwischen zwei successiven absoluten Lagen der Kreisebene sicher zu 
bestimmen. 
Ist nun der kreisförmige Rand des Instruments nach einer 
dieser Methoden genau oder fast genau in die Richtung des magne 
tischen Meridians gebracht, so möge O diejenige der Flächen der 
Nadel heißen, welche sich dann nach einem bestimmten Puncte des 
Raumes, z. B. nach Osten, gekehrt findet. In dieser Lage bemerke 
man den Punct der Eintheilung, bei welchem die Nadel stehen 
bleibt, wenn man sich zu Lande befindet; oder, was wenigstens 
eben so genau, und selbst auf dem Meere anwendbar ist, man 
bemerke die äußersten Puncte ihrer Oscillationen, wenn sie nur noch 
in einer kleinen Weite schwingt: man beobachte in diesem Bezug 
ihre beiden Enden, und nehme ein Mittel zwischen diesen Re 
sultaten, welches den Vortheil gewährt, den Irrthum zu berichtigen, 
der daraus entstehen könnte, wenn die Nadel nicht ganz genau in 
der Mitte der Kreiseintheilung aufgehangen wäre. Dies setzt vor 
aus, daß die beiden Puncte Zenith und Nadir der Eintheilung 
genau in die Verticale fallen. Zu Lande bringt man sie darein, 
indem man der Lage des Instruments durch die Stellschrauben so 
nachhilft, daß die Nivellirwagen des Kreises, welcher zur Basis 
dient, die horizontale Lage desselben bezeugen. Zu Schiffe läßt sich 
diese Richtung nur durch ein Mittel aus zehn bis zwölf Beobach 
tungen erhalten, bei welchen, vermöge der schwankenden Bewe 
gung des Schiffes, das Zenith der Eintheilung abwechselnd nach 
der einen und der andern Seite des wahren Zeniths hinübergeht. 
Hat man so die Neigung in der Lage der Nadel beobachtet, wo 
ihre Fläche 0 nach Osten gekehrt ist, so wiederhole man die Ope 
ration bei nach Westen gekehrter iLage der nämlichen Fläche O, 
mit Beobachtung derselben Vorsichtsmaßregeln als beim ersten Ver 
such und nehme wiederum das Mittel aus den Resultaten. 
Dieses Umwenden hat hier, wie bei der Declinationsnadel, den 
Zweck, eine Abhülfe wegen Nichtkenntniß der magnetischen Axe der 
Nadel zu gewähren, denn obwohl dieselbe gewöhnlich von der Mit 
tellinie der Nadel nicht sehr abweicht, so fällt sie doch nicht immer 
genau damit zusammen. Deshalb darf man diese Vorsichtsmaßregel 
nie aus der Acht lassen. 
Das Mittel aus den vier, so erhaltenen, Beobachtungen würde 
die wahre Neigung geben, wenn die Nadel völlig genau in ihrem
	        
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