Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Elektromagnetismus. 
wenn der Draht sich über der Nadel befindet; dann von Unten nach 
Oben, wenn er rechts ist; von Links nach Rechts, wenn er unten 
ist, und endlich von Oben nach Unten, wenn er sich links befindet, 
in der Richtung der Drehung, welche durch die Scheibe in Taf. XI. 
Fig. 6 angedeutet wird, so sieht man sich durch diese Erscheinungen zu 
dem Schlüsse genöthigt, daß der Verbindungsdraht die Nadel vermöge 
einer, aus ihm selbst ausströmenden (emauee) Kraft ablenkt, welche 
eine quere Richtung auf die Lange des Drahts hat, seine Ape 
umkreist, und immer parallel mit dem Theil seines kreisförmigen 
Umfangs ist, nach welchem die Nadel hinsieht. Wirklich ist dies 
die Folgerung, welche Oersted aus seinen ersten Beobachtungen 
zog. Dieser Charakter einer kreisenden Bewegung der Kraft, die 
noch dazu nach einer bestimmten Richtung geht, in einem Mittel, 
welches, wie das Silber und Kupfer oder jedes andre Metall, allen 
seinen Theilen nach vollkommen gleichartig scheint, ist nun aber eine 
ausnehmend merkwürdige Erscheinung, von der sich bisher nur ein 
einziges Beispiel gezeigt hat, welches der Theorie des Lichts ange 
hört, und wie ich weiterhin erörtern werde, in den Ablenkungen 
erkennbar ist, welche gewisse Flüssigkeiten den Polarisationsebenen 
der Lichtstralen einpflanzen. 
Zn den eben beschriebenen Versuchen O erfteds wird der Schlie 
ßungsdraht Nadeln, welche schon magnetisirt sind, dargeboten. Es 
laßt sich also fragen, ob die sich hier äußernde Wirkung dem Schlie- 
ßungsdraht eigenthümlich ist, eben so wie die Wirkung eines gehär 
teten und magnetisirten Stahlstabes diesem eigenthümlich angehört, 
oder ob sie dem Draht durch die Gegenwart der Magnetnadel mit 
getheilt wird, eben so wie man das weiche Eisen, welches an sich 
keinen magnetischen Einfiuß ausübt, in Gegenwart von Magneten 
vorübergehend dies Vermögen annehmen sieht. Um diese Frage zu 
entscheiden, mußte man sehen, ob ein, an sich nicht magnetischer, 
aber es durch Vertheilung zu werden fähiger, Körper, wie das 
weiche Eisen, eine merkliche Wirkung bei Annäherung eines, vom 
Volta'schen Strom durchlaufenen, Drahtes zeigen würde. Arago 
und Davy stellten diesen Versuch fast zu gleicher Zeit an, wobei 
sich zeigte, daß die Eisenfeile sich an diese Drahte anhangt^; eine 
Thatsache, die, obwohl einfach, doch dadurch von Wichtigkeit wird, 
daß sie noch einen der Charaktere für die Kraft feststellt, welche den 
Grund für die Erscheinung abgiebt. 
Ueberhaupt sind die Charaktere der Kräfte bei allen Naturwir 
kungen dasjenige, auf dessen Ausmittlung und Feststellung es am 
meisten ankommt. Denn ist man dahin gelangt, sie ausfindig ma 
chen und auf scharfe Bestimmungen bringen zu können, so wird 
man, da alle einzelnen Erscheinungen sich dann als bloße Folgerun 
gen nach den Gesetzen der Mechanik daraus ergeben, in ihnen einen 
* Nur beim Schlicßuiigsdraht großplattigcr Apparate gelingt dieser Versuch.
	        
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