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Anziehungen und Abstoßungen.
oder Declination genannt. Sie bleibt sich in demselben Augenblicke
und an dem nämlichen Orte für alle Magnete gleich, so daß sämmt
liche frei aufgehangene Magnetnadeln unter diesen Umständen genau
parallele Richtungen annehmen. Diese gemeinschaftliche Richtung er
leidet indeß mit der Zeit Abänderungen, Gesetzen zufolge, die wir
weiterhin durch die Beobachtung kennen lernen werden. Die Vertical-
ebene, in welche an irgend einem Orte die Richtung der frei beweg
lichen Magnetnadel fällt, wird der magnetische Meridian dieses
Orts genannt, weil er im Allgemeinen wenig von dem astronomi
schen Meridian an den Orten der Erde abweicht, die durch die Schif
fahrt Anfangs am bekanntesten waren. Man hat jedoch später er
kannt, daß an manchen Stellen der Erdkugel, namentlich den Polar
gegenden, die Abweichung der Magnetnadel sehr beträchtlich wird,
ja selbst auf 90° steigt; so daß hier die Nadel sich gegen den wahren
Osten und Westen richtet, anstatt gegen Norden und Süden gerichtet
zu seyn.
Schweben auf diese Weise mehrere Magnetnadeln frei beweg
lich in horizontaler Richtung, so sind diejenigen ihrer Enden, die
sich nach dem nämlichen Pol der Erde kehren, solche, welche bei der
Erweckung des Magnetismus mit dem nämlichen magnetischen Pole
in Berührung waren, und mithin einen gleichartigen Magnetismus
empfingen. Nähert man diese Enden einander, so sieht man, daß
sie sich wechselseitig abstoßen. Dagegen bemerkt man bei Annäherung
der Enden, die einen ungleichartigen Magnetismus erhielten, an ein
ander, eine Anziehung derselben. Auch hierin also verhalten sich die
beiden Magnetismen wie die beiden Elektricitäten.
Bietet man einen der Pole eines Magnets einer Magnetnadel
von Weitem dar, die in ihrer Mitte so aufgehangen ist, daß sie in
horizontaler Lage im Gleichgewicht bleibt, so wirken zwar beide Pole
des Magnets zugleich auf die Nadel, allein die Wirkung des nähern
überwiegt immer die des entferntcrn. Die Nadel kehrt also dem
Magnet denjenigen ihrer Pole zu, welcher angezogen wird, und
wendet den zurückgestoßenen ab. Hat sie so eine Lage des Gleich
gewichts angenommen, und entfernt man sie nur ganz wenig aus
derselben, so kehrt sie durch eine Folge von Oscillationen darein
zurück, eben so wie ein, aus der Verticale entferntes, Pendel durch
das Kraftbestreben der Schwere in dieselbe zurückgeführt wird. Ganz
gleiche Bewegungen beobachtet man auch an frei aufgehangenen
Magnetnadeln, wenn sie nur um ein Weniges aus ihrem magneti
schen Meridian entfernt werden. Also wirkt die Erdkugel sowohl in
dieser Hinsicht, als vermöge der beständigen Richtung, die sie den
Magnetnadeln ertheilt, gerade so auf dieselben, wie ein wahrer Magnet
auf sie wirken würde; mag sie nun diese Eigenschaft der Menge von
Eisengängen, die sie in ihrem Innern enthält, oder auch einer an
dern noch allgemeiner» Ursache verdanken. Dies bietet uns eine
treffliche Benennungsart zur Unterscheidung der beiden Arten von