170 Elektromagnetismus.
bindungsdraht geht, sondern auf die Abstande dieses Drahts von den
beiden Polen der Nadel. Denn diese letztem Abstande muffen zwar
nothwendig von den erstem unterschieden seyn; wenn jedoch die
magnetischen Schwerpunkte der beiden Arme unsrer prismatischen
Nadel der Mitte noch naher liegen, als cs in einem cylindrischen
Draht der Fall seyn würde, wie wir Grund anzunehmen haben, so
können die Abstände des Verbindungsdrahtes von der Mitte und von
diesen Polen hinlänglich wenig bei unsern Versuchen von einander
abweichen, daß ihre Ungleichheit bei den Berechnungen nicht spürbar
werde. Dann wird das Gesetz, so dargestellt, darauf hinauskom
men, daß die Gesammtwirkung des Verbindungsdrah
tes auf irgend ein magnetisches, südliches oder nörd
liches, Element sich umgekehrt wie der geradlinige
Abstand dieses Elements vom Draht verhält.
Um diesem Resultat seine Gültigkeit vollkommen zu sichern, habe ;
ich die nämlichen Versuche mit einer prismatischen parallelogrammi-
schen Nadel, wie der vorigen, wiederholt, die aber viel kürzer war;
ihre Länge nämlich betrug nur 10""", ihre Höhe 5""", und ihre
Dicke 0""", 5. Da die magnetischen Schwerpunkte jedes ihrer Arme
sich nothwendig der Mitte weit näher befanden, als in der bei den
vorigen Versuchen angewandten Nadel, so mußte die Annäherung
offenbar durch diesen Umstand gewinnen. Ich hieng diese neue Nadel
an einem Coconfaden, wie die erste, auf, und ließ sie eben so in
verschiedenen Abständen vom vertikalen Verbindungsdraht oscilliren.
Anstatt aber die Wirkung der Erde auf sie vollständig durch Entge
gensetzung eines entfernten Magneten zu neutralisiren, schwächte ich
sie blos sehr, indem ich Sorge trug, den Magnet in einer solchen
Richtung anzunähern, daß die Nadel ihren natürlichen magnetischen
Meridian nicht verließ, und den Apparat, der den vertikalen Ver
bindungsdraht trug, stellte ich so, daß dieser sich genau in der, durch
die Mitte der Nadel senkrecht auf diesen nämlichen Meridian geleg
ten, Ebene enthalten fand. Bei dieser Anordnung konnte die vom
Verbirrdungsdraht ausgehende Kraft kein Streben äußern, die Nadel
aus ihrem magnetischen Meridian abzulenken, sondern vergrößerte
oder schwächte nur die Mittelkraft, vermöge deren sie schon darein
gerichtet war. Bevor ich nun den Draht auf die Nadel wirken ließ,
maß ich erst diese Mittelkraft, indem ich die Oscillationen zählte,
die die Nadel vermöge deren Wirkung in einer gegebenen Zeit voll
brachte, oder vielmehr, welches den Vortheil einer größer« Genauig
keit gewährt, indem ich zählte, wie viel Secunden zu einer gege
benen Anzahl von Oscillationen erfoderlich waren. Die Zahl dieser
Secunden heiße N: die nämliche Beobachtung, an der Nadel wie
derholt, wenn zugleich der Verbindungsdraht auf sie wirkt, dient
eben so, die Summe aller Kräfte zu messen, durch welche sie in
diesem neuen Zustande sollicitirt wird. Diese zweite Zahl wollen
wir durch JY' vorstellen; dann läßt sich, nach den Gesetzen der