Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Magnetische 
Magnetismus dar, indem wir nördlichen Magnetismus den nen 
nen, der im nördlichen Theil der Erdkugel herrscht, südlichen den, 
der in der südlichen Halbkugel herrscht. Um dann der Analogie hin 
sichtlich der Anziehungen und Abstoßungen treu zu bleiben, würden 
wir das Ende der Nadeln, welches nördlich gerichtet ist, als ihren 
Südpol, und das südliche Ende als ihren Nordpol zu betrachten 
haben. Da jedoch (im Deutschen) die Benennung der Magnetpole 
vielmehr nach der Richtung, welche sie annehmen, als nach der Art 
des dann vorhandenen Magnetismus geschieht, so verstehen wir 
künftig unter Nordpol oder Nordende das nördlich sich rich 
tende, mithin mit südlichem Magnetismus behaftete, Ende des Mag 
nets, unter Südpol oder Südende das nach Süden sich rich 
tende, mit nördlichem Magnetismus behaftete Ende 
Die vorstehenden Versuche geben uns blos die Richtung der Ver- 
ticalebene an, in welche an jedem Orte die Richtung der Mittelkraft 
aus den gesummten magnetischen Kräften des Erdkörpers fällt; wel 
ches aber ist die absolute Richtung dieser Mittelkraft in dieser Ebene 
Dies auszumitteln, verfertigen wir eine recht vollkommen cylindrische 
Stahlnadel su, Taf. IX. Fig. 4, und befestigen in der Mitte ihrer 
Länge eine Axe in einer auf ihr senkrechten Richtung; darauf stützen 
wir sie mittelst dieser Axe auf zwei gut geglättete, genau in Eine 
Horizontalfläche gebrachte, Ebenen und bringen sie vor Ertheilung 
des Magnetismus so ins Gleichgewicht, daß sie ohne Unterschied in 
allen Lagen bleibt, die man ihr giebt. Haben wir sie jetzt magneti- 
sirt, und setzen sie wieder in der Richtung des magnetischen Meri 
dians auf ihr Gestelle, so wird sie nicht mehr in jeder Lage im 
Gleichgewicht bleiben. Dasjenige ihrer Enden, welches den südlichen 
Magnetismus besitzt, das Nordende, wird sich gegen den Horizont 
neigen, wenigstens in Europa, und nach einigen Oscillationen still 
stehn bleiben, in einer Lage, die mit dem Horizont einen gewissen 
beständigen Winkel bildet. Dieser Winkel wird die magnetische 
Neigung oder Jnclination genannt Er bleibt sich an 
* Die Franzosen und Biot selbst haben die umgekehrte Bczcichnungsart, 
indem sie das nördlich gerichtete Ende Südpol, das südlich gerichtete Nordpol 
nennen. Ich habe jedoch geglaubt, mich dem deutschen Sprachgebrauch accom- 
modircn zu müssen. 
** Begreiflich ist cs dasselbe, nach der Richtung, welche eine vollkommen frei 
bewegliche Magnetnadel annehmen würde, oder der Richtung der magnetischen 
Gesammt» oder Mittelkraft des Erdkörpers fragen. Denn nur in der Richtung 
der letzter» kann die Nadel ins Gleichgewicht kommen; dagegen bei jeder ander» 
Lage die unter einem gewissen Winkel auf sie einwirkende magnetische Gesammt- 
kraft oder Mittelkraft eine Drehung derselben hervorbringen muß, bis sie in jene 
Lage gekommen ist. 
*** Ich bemerke, daß Biot vielmehr Jnclination de» Winkel nennt, den 
die Ncigungsnadcl mit der Verticale bildet; da jedoch die obige Definition die 
gewöhnliche ist (welche u. a. auch Hansteen anwendet), so habe ich geglaubt, ihr 
folgen zu müssen; und werde demgemäß im Künftigen die nöthigen Abänderungen 
treffen.
	        
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