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Magnetische
durch den Einfluß irgend eines andern Magneten, dem man ihn ^hin
gehalten hätte, geworden seyn würde, indem seine untere Hälfte,
welche sich der Erde zunächst befindet, einen Magnetismus annimmt,
der dem in unsrer Hemisphäre herrschenden entgegengesetzt ist, d. i.
den südlichen, während die obere Hälfte die andere Art des Magne
tismus erhält, d. i. den nördlichen. Die beiden Enden S', Bä' des
Stabes finden fich solchergestalt in dem nämlichen Zustande, als die
beiden Enden s, n der Nadel, die nach den nämlichen Erdpolen ge
kehrt waren; und daher kam es, daß bei Annäherung von n an N'
Abstoßung, bei Annäherung von n an S' dagegen Anziehung Statt
fand. Um darzuthun, daß der Grund dieser Erscheinungen wirklich
m einem plötzlichen Magnetischwerden des Stabes vermöge der Lage,
in die man ihn gebracht hat, liegt, braucht man ihn nur umzukeh
ren, jo aber, daß seine Neigung noch die nämliche bleibt; jedes der
Enden, unteres sowohl als oberes, wird dann gerade wieder die
Erscheinungen, die wir in Bezug auf diese relative Lage beider Enden
angaben, hervorbringen, so daß diese Erscheinungen für jedes Ende
die den vorigen entgegengesetzten seyn werden. Die magnetischen
Pole des Stabes werden mithin durch dieses Umkehren zugleich mit
umgekehrt; und deshalb, daß diese Umkehrung der Pole augenblick
lich erfolgen könne, hat man einen Stab von weichem Eisen, nicht
von Stahl oder von hartem Eisen, zu nehmen. Aus ganz derselben
Ursache erlangen die eisernen Kreuze auf Thürmen, so wie andre
Eisenftangen, die lange in vertikaler Lage aufrecht stehen, magneti
sche Eigenschaften. Der Erdkörper magnetisirt sie durch seinen Ein
fluß. Diese Wirkung würde nur vorübergehend seyn, wenn das
Eisen, aus welchem diese Stangen bestehen, ganz weich wäre; aber
das Hämmern, welches sie bei der Bearbeitung erfahren, und selbst
die lange fortgesetzte Einwirkung der Luft versetzen sie, zumal an ihrer
Oberfläche, in einen starren Zustand. Dann vermag der Magnetis
mus nicht mehr augenblicklich darin entwickelt zu werden, und nur
mit der Zeit kann ihn die Wirkung des Erdkörpers darin hervor
rufen; aber eben deshalb ist er auch bleibend, sobald er einmal erregt
ist. Nach Gilbert, Baco's Freunde, der im I. 1600 ein geist
volles Werk über den Magnetismus schrieb, wurde diese Bemerkung
zum ersten Mal am Stiel der Wetterfahne auf dem Augustinerthurm
zu Mantua gemacht. Andere schreiben Gassen di die erste Beob
achtung zu, der sie am Kreuz des Kirchthurms zu Aix in der Pro
vence machte. Was jedoch die Theorie der Erscheinung betrifft, auf
die je gemacht worden sind; in ihr finden die Seefahrer das Mit
tel, die Richtung ihrer Bahn, durch die Unermeßlichkeit der Meere,
mitten in den dunkelsten Nächten, und' zu Zeiten, wo Nebel und