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Elektromagnetismus.
„Theilchen sollicitirt, ist senkrecht auf dieser Linie und auf der Axe
„des Drahts; ihre Intensität ist dem einfachen Abstand umgekehrt
„proportional; ihre Wirkung verhält sich gerade so, wie die einer
„Magnetnadel, die sich am Umkreis des Drahts in einer bestimm-
„ten, und in Bezug zur Richtung des Volta'schen Stroms stets
„gleichbleibenden, Richtung befände, welche so beschaffen wäre, daß
„ein Theilchen von nördlichem .und ein Theilchen von südlichem
„Magnetismus nach entgegengesetzter Richtung davon sollicitirt wür-
„den, obwohl immer nach der Richtung der nämlichen, durch die
„vorige Conftruction bestimmten, Geraden."
„Mittelst dieses Gesetzes lassen sich alle Bewegungen, welche
„den Magnetnadeln durch den Verbindungsdraht eingepflanzt wer-
„dcn, voraussehen und berechnen, welche Richtung immer der Draht
„in Bezug zu ihnen haben mag. So auch laßt sich nach den ge-
„wöhnlicben Gesetzen des Magnetismus daraus herleiten, welche
„Richtung und Art des Magnetismus durch den Verbindungsdraht
„Eisen- oder Stahldrähten ertheilt zu werden vermag, welche sich
„seiner Wirkung auf andauernde Weise in einer, in Bezug zu sei-
„ner Länge gegebenen, Richtung ausgesetzt befinden."
Wie man sieht, ist durch diese Ausdrücke der Charakter der
Kraft, welche ein Verbindungsdraht unbestimmter Länge auf ein
magnetisches Theilchen äußert, vollständig bestimmt. Wenige Tage
darauf leitete Laplace hieraus ab, daß die Wirkung jedes unend
lich dünnen Schnittes des Drahts dem Quadrat des Abstands um
gekehrt proportional sey, auch überdies noch einen, von der Neigung
der radii yectores abhängigen, Coefficienten zulasten könne« Um
hievon die Anwendung auf die begränzten Theile gerader oder krum
mer Leiter machen zu können, mußte noch die erfahrungsmäßige Be
stimmung dieses Coefficienten hinzutreten, welche ich in einer Ab
handlung über die Wirkung der schiefen Drähte zu geben versuchte,
die am 18ten December 1820 in der Academie vorgelesen wurde.
Meine Versuche waren damals noch nicht genau genug, um sich
nicht zwei verschiednen Annahmen zu fügen, wie ich S. 192, gesagt
habe. Um diesen Zweifel zu lösen, stellte ich die neue Reihe von
Versuchen an, die ich auf S. 193 angeführt habe. Diese letztern
in Verbindung mit den erstern geben, wie im Texte dieses Werks
gezeigt worden ist, die Berechnung aller Wirkungen gerader oder
gekrümmter Leiter an die Hand, ohne daß man dazu irgend einer
Hypothese benöthigt ist; wie ich durch Anwendung dieser Grund
sätze auf alle bis jetzt bekannte Erscheinungen zu zeigen gesucht habe.
Die oben angeführte Note kann zum Zeugniß dienen, daß wir,
Savart und ich, schon seit der Bekanntmachung unsrer ersten
Abhandlung über den Elektromagnetismus, denselben von einer wah
ren Molecular-Magnetisirung ableiteten, welche den Theilchen der
metallischen Körper durch den, sie durchlaufenden, Strom einge
pflanzt wird. Die nämliche Meinung habe ich weiter in einer Ab-