Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

Von der Zurückwerfung des Lichtes. 
2.J0 
K a t o p t r i k- 
Erstes Capitel. 
Allgemeine Gesetze der Zurückwerfung des Lichts. 
Soll die Oberflache eines Körpers das Licht regelmäßig zurückwerfen 
und ein deutliches Bild der leuchtenden Puncte, von denen sie erhellt 
ist, geben, so muß man sie poliren, d. h. alle ihre kleinen Uneben 
heiten so sorgsam als möglich abreiben. In diesen Zustand werden 
Glas, Krystalle und Metalle durch die Kunst gebracht. Wir wer 
den zuerst die Erscheinungen betrachten, welche die so zubereiteten 
Oberflachen darbieten; alsdann untersuchen, in wiefern die Glätte zu 
ihrer Wirkung beitragt. 
Um das Studium der Gesetze der Zurückwerfung methodisch zu 
beginnen, werden wir sie zuerst in Bezug auf ebene Oberflachen zu 
bestimmen suchen, worauf es leicht seyn wird, sie auf krumme Ober 
flächen auszudehnen. Denn bei allen Modificationen, die wir dem 
Lichte einpflanzen mögen, indem wir Körper von merklicher Ausdeh 
nung darauf wirken lassen, verhalten sich die Lichtstralen wenigstens 
für unsre Sinne genau so, wie unendlich dünne, gerade, mathema 
tische Linien; so daß z. B. die Zurückwerfung an jedem Punct einer 
krummen Oberfläche gerade so vor sich geht, wie auf einer, diesen 
Punct berührenden, Ebene; und da sich die Lage dieser für alle 
Puncte einer gegebenen Oberfläche immer berechnen läßt, so wird 
begreiflich die Zurückwerfung des Lichtes auf Oberflächen jedweder 
Art nur ein Gegenstand der Berechnung seyn, wofern man weiß, 
wie sie auf den ebenen Oberflächen vor sich geht. 
Zu dieser Untersuchung, wie überhaupt zu allen optischen Ver 
suchen, ist unerläßlich, dieselbe in einem Zimmer anstellen zu kön 
nen, welches die Stralen der Sonne, wenigstens während einer ge 
wissen Tageszeit, empfängt, und dessen Fenster durch gut schließende 
Laden verschlossen werden können, so daß sich eine vollkommene Dun 
kelheit hervorbringen läßt. In diese Laden wird dann eine mehr oder 
minder breite Oeffnung angebracht, und darin eine Metallplatte ein 
gefügt, welche mit verschiedenen Löchern ungleicher Größe durchbro 
chen ist, die sich nach Willkühr öffnen und schließen lassen. Oeffnct 
man ein einziges dieser Löcher, wenn die Sonne die Fensterladen 
bescheint, so wird das Licht derselben in Gestalt eines dünnen Strals 
in das Zimmer hineinfallen, der durch Erleuchtung der kleinen, im 
mer in der Luft schwebenden, Staubtheilchen bemerklich werden wird. 
Weiterhin werden wir bequemere und auf tiefere Kenntnisse gegründete 
Apparate zusammensetzen; für jetzt genügt die beschriebene Einrichtung.
	        
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