Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Vom ebenen Spiegel. 
Das zweite allgemeine Gesetz der Zurückwerfung, welches aus den 
vorigen Beobachtungen fließt, laßt sich demnach auch so ausspre 
chen: der Z urü ckwerfungs- und der Einfallswinkel sind 
unter einander gleich. 
Zweites Capitel. 
Vom ebenen Spiegel. 
Aus der Kenntniß der Gesetze der Zurückwerfung ergießt sich 
nun die Herleitung aller Erscheinungen, welche durch ebene zurück 
werfende Oberflachen hervorgebracht werden müssen. 
Es sey auf Taf. XIII. Fig. 2, 8 ein ftralender Punct, O das 
Auge und XII die zurückwerfende Ebene, die ich erst von unbe 
stimmter Größe voraussetzen will. Unter allen von 8 ausgehenden 
Lichtstralen wird es einen, wie 81, geben, der nach seiner Zurück 
werfung vom Spiegel das Auge in O in der Richtung 10 treffen 
wird. Für diesen Stral nun werden die Winkel 8IX, 018 unter 
einander gleich seyn müssen, eine Bedingung, die zu seiner Bestim 
mung hinreichen wird, welche man mittelst folgender, durch die 
Geometrie an die Hand gegebenen, Regel erhalt. Man ziehe vom 
stralenden Punct aus eine Senkrechte 8X, welche der zurückwerfen 
den Oberflache in X begegnet; verlängere diese Senkrechte auf der 
andern Seite des Spiegels, bis XD gleich SX ist, und ziehe dar 
auf vom Punct D aus die Linie DO in der Richtung nach dem 
Auge. DO wird die Richtung des zurückgeworfenen Strals seyn, 
und 1, wo derselbe die Oberflache des Spiegels schneidet, der Ein 
fallspunct. Nimmt man ferner den leuchtenden Gegenstand und das 
Auge für mathematische Puncte ohne merkliche Ausdehnung an, so 
wird der, nach voriger Regel bestimmte, Stral der einzige seyn, der 
ins Auge zurückgeworfen zu werden vermag. 
Die Oeffnung der Pupille, durch welche die Stralen ins Auge 
fallen, ist aber kein mathematischer Punct, sondern ein Raum, der 
im Menschen ungefähr zwei Millimeter im Durchmesser halt, und 
den wir durch LL, Fig, 3, vorstellen können. Alle zurückgeworfenen 
Stralen, welche in diese Oeffnung eintreten können, werden mithin 
zur Netzhaut gelangen und zum Sehen beitragen. Jeder derselben 
nun wird durch die nämliche Construction gegeben, die wir so eben 
angewandt hatten, woraus erhellt, daß sie einen Kegel mit kreisför 
miger Basis LL bilden werden, dessen Spitze D ist. Es ist That 
sache, daß das Auge, wenn es den Abstand der leuchtenden Puncte 
frei schätzen kann, sie als an dem Puncte befindlich annimmt, von 
welchem die Stralen, die sie ihm zusenden, divergiren. Befindet 
sich also das Auge in O, so wird der, durch Zurückwerfung erblickte,
	        
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