Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

12 
Magnetische 
einer Glasglocke vor störenden Bewegungen der äußern Lust geschäht 
befindet, Taf. IX. Fig. 8. Die geringste magnetische Kraft bewirkt 
hier Anziehung des einen Endes der Nadel und Abstoßung des 
andern, und man findet auf diese Weise alle Eisenstäcke, die einige 
Reibung erlitten haben, magnetisch. Elektrische Entladungsschlage 
endlich entwickeln auch durch ihre stoßweise Wirkung Magnetismus 
in den Eisendrähten, durch die man sie gehen laßt; und der Blitz 
äußert denselben Einfluß aus die Schiffscompaste, so daß er manch 
mal ihre Pole umkehrt. Alle diese verschiednen mechanischen Mittel 
wirken übrigens vielleicht auf keine andere Weise, als indem sie die 
Eisentheilchen erschüttern, und sie dadurch für die Wirkung des 
Erdmagnetismus empfänglich machen. 
Hienach ließe sich fragen, ob das Magnetisiren nicht vielleicht 
auf Bewerkstelligung einer gewissen Lagcnveränderung der Theilchen, 
aus denen ein Eisen- oder Magnetftab besteht, beruhe. Um dies 
auszumitteln, suchte Gay-Lussac zu erfahren, ob diese Metalle 
beim Magnetischwerden eine Dimensionsveränderung erleiden. Er 
nahm zu diesem Zweck eine hohle, an beiden Enden verschlossene, 
eiserne Röhre SN, Fig-. 9; und mündete in eins dieser Enden eine 
ganz feine, in gleiche Theile abgetheilte, Glasröhre. In diesen Ap 
parat ließ er Wasser treten, bis die. Glasröhre zum Theil angefüllt 
war, und nachdem er einige Zeit gewartet hatte, bis die Tempera 
tur der Flüssigkeit auf einen bleibenden Stand gekommen war, 
magnetisirte er die Eisenröhre. Das Niveau des Wassers in der 
engen Röhre blieb unverändert; und die Erregung des Magnetismus 
war sonach mit keiner merklichen Aenderung des Volumens im Eisen 
verbunden gewesen. 
Gleicherweise kann man sich durch die zuverlässigsten Wagen 
überzeugen, daß das Magnetisiren keine merkliche Gewichtsverände 
rung zur Folge hat; was sich übrigens schon voraus erwarten ließ, 
vermöge der auffallenden Analogie, welche zwischen den magneti 
schen Anziehungen und Abstoßungen und denen, welche durch die 
ebenfalls unwägbaren Prinzipe der Elektricität hervorgebracht werden, 
Statt findet. 
Die mehr oder weniger innige Berührung, die zwischen den 
Theilchen eines Eisen-Nickel- oder Kobaltftücks Statt hat, ist von 
sehr großem Einfluß auf die Leichtigkeit, mit der sie sich magneti 
siren lassen. Rein und angelassen halten diese Metalle den Magne 
tismus nicht fest, sondern verlieren ihn eben so schnell wieder, als 
sie ihn angenommen haben. Allein man kann ihnen die Fähigkeit 
ertheilen, bleibend magnetisch zu werden, entweder durch mechanische 
Mittel, wie Druck, Drehung, Strecken; oder auch, den Beobach 
tungen Gay-Lussac's zufolge, durch chemische Verbindung mit 
nicht magnetischen Substanzen, wie Kohle, Phosphor, Arsenik, 
Zinn. In dein Maße als ihr Gehalt an solchen Stoffen zunimmt, 
hält es schwerer sie magnetisch zu machen, aber um so länger hal-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.