278
Von den sphärischen Linsen.
Bestimmung der Bilder, welche durch Zerstreuungs
gläser erhalten werden. Gebrauch derselben zur
Abhülfe der Kurzsichtigkeit.
Wir wollen zuvörderst diese Herleitungsart auf die Zerstreuungs
glaser anwenden. Es sey MAM Taf. XIV. Fig> 48 ein solches
Glas, von dessen Figur A die Mitte ist; und der Gegenstand S8'
befinde sich vor seiner Oberfläche in einem beliebigen Abstand, der
aber doch im Verhältniß zur Größe des Glases so beschaffen sey,
daß die Gränzen der Einfallswinkel auf seiner Oberfläche unsre An
näherungen nicht überschreiten. (Der Gegenstand darf nicht so nahe
an der Linse seyn, daß die Stralen zu sehr vom senkrechten Ein
fallen, selbst am Rande, abweichen). Ziehen wir vom Ende 8 des
Gegenstandes die Linie 8A zur Mitte der Figur des Glases, so
wird der Kegel einfallender Stralen, welcher vom Punct 8 aus
geht, diese Linie zur Axe haben, und sein Zcrstreuungspunct sich
irgendwo auf derselben zur nämlichen Seite der Linse finden, weil
sie hohl ist, z« B. in £ Eben so wird sich der Zerstreuungspunct
des, von 8' ausgehenden, Stralenkegels auf S'A befinden, z. B.
in f'; und da diese beiden Zerstreuungspuncte alle andern zwischen
sich fassen, so wird LI' das Bild des Gegenstandes seyn. Man
wird dies stets aufrecht und kleiner als den Gegenstand selbst er
blicken, weil es zwischen den Schenkeln des nämlichen Winkels
8A8', als dieser, enthalten ist, seiner Spitze A aber näher liegt.
Die absolute Entfernung des Bildes von der Linse wird dabei stets
kleiner seyn, als die Größe 'der Hauptbrennweite AF, und zwar
um so kleiner, als sich der Gegenstand selbst näher am Glase
befindet.
Zufolge dieser Construction ist der Gang der Lichtstralen, wenn
sie vom nämlichen Punct 8 oder 8' des Gegenstandes aus durch
das Glas hindurchgegangen sind, genau der nämliche, als wenn sie
wirklich vom Punct f oder f', der ihnen im Bilde entspricht, aus-
giengen. Befände sich also das Auge eines Beobachters in 00,
zur andern Seite des Glases, so daß er alle diese Stralen oder
blos einen Theil derselben empfinge, so würde er nicht die Puncte
88', noch die zwischen sie fallenden, erblicken, sondern blos ihre
Bilder ff'; und sein Auge würde ganz den nämlichen Eindruck
erhalten, als wenn der Gegenstand verkleinert und wirklich an die
Stelle, wo die Bildung der Zerstreuungspuncte erfolgt, versetzt
worden wäre. Derselbe wird ihm also aufrecht, verkleinert und
genähert erscheinen. Obwohl indeß die Wahrnehmung, die in sei
nem Auge erfolgt, einzig durch diese Umstände bestimmt wird, so
wird doch das Urtheil, was er von der Entfernung und Größe des
Gegenstandes fällt, ganz anders seyn können, als in jenen Umirän-
dcn begründet liegt, weil cs zugleich noch durch andre Beweggründe