Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

Von der doppelten Stralenbrechung. 331 
stimmte Schnitt muß also der einzige seyn, in welchem ein, aus 
einem einaxigen Krystall gebildetes, Prisma einfache Bilder geben 
kann. Auch bestätigt dies die Erfahrung und man kann sich dieses 
Kennzeichens bedienen, die Lage der Axe in jedem beliebigen Stück 
eines solchen Krystalls aufzufinden. 
Nehmen wir jetzt unser, mit parallelen Flächen senkrecht auf 
die Axe geschnittenes, Stück Krystall wiederum vor. Wir haben 
gesehen, daß ein, von Außen auffallender, Stral sich nicht spaltet, 
wenn er unter einem senkrechten Einfallswinkel hineindringt; unter 
schiefen Einfallswinkeln aber muß er sich spalten, weil er dann einen 
gewissen Winkel mit der Axe bildet, von welcher die Abstoßungs- 
kraft ausgeht; und überdies muß im Isländischen Spath das un 
gewöhnliche Bündel weiter von der Axe ab, als das gewöhnliche 
gebrochen werden. Zn der That zeigt sich dies so; und zwar ver 
hält sich bei gleichem Einfallswinkel die ungewöhnliche Brechung 
allenthalben um die Axe gleich, woraus wir erkennen, daß die Ab- 
stoßungskrast von der Axe aus nach allen Seiten gleich wirkt. 
In jedem Krystall mit blos Einer Axe ist nur eine einzige 
Richtung vorhanden, welche solche Erscheinungen giebt: nämlich daß 
Stralen, die nach dieser Richtung hindurchgehen, sich nicht spalten, 
selbst wenn sie durch eine prismatische Fläche austreten; so wie sie 
aber diese Richtung verlassen, auseinanderweichen, als wenn sie 
durch eine, von der Axe ausgehende, Kraft getrennt würden. Die 
Wirkung dieser Kraft ist jedoch nicht immer abstoßend. Ich habe 
entdeckt, daß es Krystalle giebt, wo das ungewöhnliche Bündel nach 
der Axe angezogen wird, anstatt davon abgestoßen zu werden. Dies 
macht eine Eintheilung der einaxigen Krystalle in zwei Classen 
erfoderlich, eine mit anziehender doppelter Brechung, 
die andre mit abstoßender doppelter Brechung; Benen 
nungen, die nichts als den reinen Ausdruck der beobachteten That 
sache geben. 
Schneidet man aus einem Krystall der einen oder andern die 
ser Classen, nach beliebiger Richtung, eine Platte mit paral 
lelen Flächen zu, so wird man finden, daß diese Platte auch einen 
Schnitt besitzt, in welchem beide Brechungen in der Einfallsebene 
vor sich gehen, und gemäß dem, was wir beim Rhomboid des 
Doppelspaths beobachteten, ist dieser Schnitt immer derjenige, wel 
cher durch die Axe des Krystalls senkrecht auf die beiden Flächen 
der Platte gemacht wird. Dies verallgemeinernd nennt man über 
haupt Hauptschnitt irgend einer Fläche bei den Krystallen 
mit einer einzigen Axe die Ebene, welche durch die Axe des Kry 
stalls senkrecht auf diese Fläche gelegt wird. 
In allen diesen Krystallen tritt der Zusammenhang der Er 
scheinungen mit einer von der Axe ausgehenden, entweder abstoßen 
den oder anziehenden, Mittelkraft aufs Klarste hervor, und der Ein- 
ftuß dieser Kraft zeigt sich deutlich nach allen Richtungen, wohin 
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