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Von der doppelten Skralenbrechimg.
man den relativen Gang der beiden gebrochnen Stralen verfolgen
mag. Dies an einem einfachen, und zugleich an nützlichen An
wendungen fruchtbaren, Beispiel nachzuweisen, wollen wir eine, in
Form eines rechteckigen Parallelepipedums zugeschnittene, Platte
Taf. XV. Fig. 80, betrachten, von der eine Kante AA' die Rich
tung der Axe des Krystalls selbst hat, und hier die beiden Brechun
gen in den zwei, auf einander senkrechten, Richtungen AB, AA'
messen, indem wir die Einfallsebene erst senkrecht auf die Axe AA',
dann mit ihr parallel machen. Dies kann man leicht mittelst des
oben beschriebenen Apparats bewerkstelligen, so wie durch Hülse ver
schiedener anderer ähnlicher Verfahrungsarten, die sich leicht erden
ken lassen. Unter diesen Voraussetzungen führt die Erfahrung zu
folgenden Resultaten.
Zn der ersten Lage, wo das Einfallen in der Richtung der,
auf die Axe AA' senkrechten, Ebene AB ab Statt hat, bleiben
beide gebrochene Stralen, der ungewöhnliche wie der gewöhnliche,
in dieser Ebene; und werden darin nach dem Gesetz von De star
te s gebrochen, so das; der Sinus des Brechungswinkels und der
Sinus des Einfallswinkels auf das Einfallsloth IX bezogen, zu
einander in einem beständigen Verhältnisse stehen. Dies Verhält
nis; ist aber nicht für beide Brechungen das nämliche: im Isländi
schen Spath z. B. und in allen Krystallen mit doppelter abstoßen
der Brechung wird der gewöhnliche Stral bei gleichem Einfallswin
kel mehr nach dem Einfallslorh zu gebrochen, als der ungewöhn
liche, wie Taf. XV. Fig. 81 zeigt, wo die, in der Fläche AB ab
vor sich gehende, Brechung besonders vorgestellt ist, (und wo FE
den ungewöhnlichen, IO den gewöhnlichen Stral anzeigt). Das
Gegentheil findet Statt in den Krystallen mit doppelter anziehender
Brechung, Fig. 82: indem hier der ungewöhnliche Stral stärker
und mehr nach dem Einfallsloth zu gebrochen wird, als der andre.
Zur Nachweisung der Beständigkeit des Brechungsverhältnisses
für beide gebrochene Bündel kann die Beobachtung der Größe ihres
Auseinanderweichens FO bei ihrem Austritt durch die zweite Ober
fläche der Platte dienen. Hiezu wird jedoch noch besser nachste
hende, unmittelbar sich daraus ergebende, Folgerung führen, näm
lich: wenn für den ungewöhnlichen Stral nach dieser Richtung
wirklich ein beständiges Brechungsverhältniß Statt hat, so läßt sich
dasselbe, wie bei der gewöhnlichen Brechung, ausmitteln, indem
man ein Prisma ABB A'B'D', Fig. 83, zuschneidet, dessen Kan
ten mit der Axe parallel sind, und die Abweichung beobachtet, die
es zwischen beiden Bildern eines und des nämlichen äußern
Gegenstandes hervorbringt. Weil ferner die Richtung des Schnitts
für die gewöhnliche Brechung gleichgültig ist, so erhellt, daß dies
Eine Prisma zur Auffindung des Brechungsverhältnisses beider Bün
del zugleich dienen kann. Für eins wie das andre wird die Be
ständigkeit des Brechungsverhältnisses dargethan seyn, wenn sich bei