Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

340 Von der doppelten Skralenbrechung. 
€'A' verzeichnete, Einteilung. Hienach wird die Lage der beiden 
Puncte E'O' in Bezug zur verticale« Scale bekannt, und ihr Aus 
einanderweichen durch das, auf RR beobachtete. Zusammenfallen 
gegeben seyn. Man wird somit im Besitz aller Elemente der dop 
pelten Brechung seyn, die in der Lage des Prisma und bei der 
Richtung der Stralen, die man zum Versuch gewählt hat, entsteht, 
und wird diese Resultate mit der Theorie vergleichen können. 
Bei Ausführung dieser Operation darf man nicht vergessen, 
die Lage des Einfallspuncts auf der vordern Fläche des Krystalls 
sorgsam zu fixircn; indem diese Lage zu den unentbehrlichen Ele 
menten der Berechnung gehört, da sie die Richtung der Einfalls 
ebene bestimmt. Hiezu kann, wie schon gesagt, ein, auf dem Prisma 
selbst verzeichneter, Strich dienen, oder ein über seine Oberfläche 
gespannter Seidenfaden, oder auch ein kleines, darauf geklebtes 
Papierstreifchen, welches die Stralen, deren gleichzeitiges Einfallen 
man beobachtet, abgränzt. Aehnlicher Mittel bedient man sich, die 
Höhen der Einfallspuncte zu stxiren, wenn man die Coincidenze» 
an der verticale» Scale selbst, ohne seitliche Ablenkung, beobachtet; 
dann muß aber das, die Gränze ziehende, Papierstreifchen eine hori 
zontale Richtung erhalten. 
Es lassen sich auch Coincidenzen auf der horizontalen Scale 
AX, welche der Säule à als Basis dient, beobachten. Die Ein 
fallspuncte auf der ersten Oberfläche des Prisma's werden chiec 
durch die nämlichen Verfahrungsarten abgegränzt. 
Endlich muß man die Ränder des Prisma so scharf und dünn 
als möglich machen, damit die Abweichungen von der Genauigkeit, 
welche durch seine Dicke veranlaßt werden, nur ganz gering oder 
selbst unmerklich seyen. Ganz null würden sie in der That seyn, 
wenn man durch die Schärfe des Randes selbst beobachtete, weil 
dann die beiden gebrochenen Stralen nur einen unendlich kleinen 
Weg im Krystall zu durchlaufen hätten, um zur zweiten Oberfläche 
zu gelangen, wo sie sich vereinigen und gleichzeitig hervortreten. Aus 
dem nämlichen Grunde darf man bei den Versuchen die Säule Uli nicht 
sehr nahe an die verticale Scale stellen, an welcher die Coincidenzen 
beobachtet werden, oder eine zu niedrige Säule anwenden, wenn man 
die Beobachtung auf der horizontalen Scale vornimmt, weil die Ir 
rungen wegen der Dicke, die bei einem mäßigen Abstande sehr wenig 
merklich sind, es weit mehr werden, wenn der Abstand sehr klein ist. 
Mit diesen Vorsichtsmaßregeln hat man noch die zu verbin 
den, die Flächen der Prismen recht eben zu machen, welches auf 
die Klarheit des Sehens von großem Einfluß ist. Auch muß man 
die Neigungen ihrer Flächen gegen einander durch die Zurückwerfung 
des Lichtes mittelst des Goniometers von W ollaston, von Malus 
oder sonst eines ähnlichen Instruments messen. 
Die Vortheile der hier auseinandergesetzten Methode liegen in 
folgenden zwei Umständen: einmal in der größer« Genauigkeit der
	        
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