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Von der doppelten Stralenbrechung.
jedem zweiaxigen Krystall die Brechungen gleich, wenn der gebro
chene Stral der einen oder der andern beider Axen folgt. Dies er-
fodert, daß dann die ungewöhnliche Geschwindigkeit der gewöhnlichen
gleich werde. Diese Bedingung beschrankt die Allgemeinheit der Func-
tion der zweiten Ordnung und bringt sie auf folgende Form:
\' 2 = y 1 -f- sin. U sin. U',
d. h. es bleibt blos das Product der beiden Sinus darin
Durch Einführung dieser Formeln in die Gleichungen des Satzes
der kleinsten Wirkung erhält man die Bestimmung des Ganges der
Stralen für alle Falle, und es bleibt blos noch zu untersuchen übrig,
ob sie sich mit der Erfahrung in Uebereinstimmung zeigt. Diese Un
tersuchung mit Scharfe anzustellen, habe ich, mittelst der Methode
der Coincidenzen und mit Hülfe des S. 336 beschriebenen Apparats
eme sehr große Menge Beobachtungen am weißen Sächsischen Topas,
am gelben Topas von Brasilien, dem wasserlosen schwefelsauren Kalk
und dem Euklas angestellt, welches zweiaxige Krystalle von ganz ab
weichender Gestalt und Zusammensetzung sind. Die durch die Erfah
rung erhaltenen Maße zeigten sich in durchgängiger und vollkommener
Einstimmung mit den Formeln. Die nämliche Uebereinstimmung fand
ich für mehrere andere Krystalle, bei Anwendung desselben Gesetzes
auf eine andre, aber doch mit der doppelten Brechung in Bezug
stehende, Klasse von Erscheinungen. Die Gesammtheit dieser Unter
suchungen scheint keinen Zweifel übrig zu lassen, daß dies Gesetz, auf
welches ohnehin so starke Analogien deuten, in der Natur gegründet
sey. Man kann bemerken, daß das Huyghens'sche Gesetz für die
einaxigcn Krystalle als besonderer Fall darin enthalten ist, wenn man
nämlich diese Krystalle als mit zwei zusammenfallenden Axen, «deren
Neigungswinkel mithin null ist, versehen betrachtet. Dann nämlich
werden die beiden Winkel II, IT, welche der gebrochene Stral mit
den beiden Axen bildet, gleich, und das Q-uadrat der Geschwindig
keit findet sich blos noch durch das Quadrat ihres Sinus vermehrt.
Was diese Uebereinstimmung noch vollständig macht, ist, daß diese
Analogie sich auch, wie wir noch weiterhin sehen werden, auf eine
andere Wirkungart erstreckt, welche die krystallisirten Körper auf das
Licht äußern, und die ich schon unter dem Namen Polarisation
des Lichtes erwähnt habe. Bei dieser Untersuchung Hatteich aber
vorausgesetzt, daß immer eine der beiden Geschwindigkeiten in einem
und demselben Krystall, unter welcher Richtung auch der Stral
durchgehen möchte, beständig sey. In der That hatte man diese An
sicht damals noch allgemein, und da sich, wenn dieselbe zu Grunde
gelegt und der Satz der kleinsten Wirkung darauf angewandt ward,
alle von mir beobachteten Erscheinungen des Au sein and er
weich ens mit einer Genauigkeit danach ergaben, welche, selbst in
i Ich habe dies Gesetz mit den Beobachtungen, auf die es sich stützt, dem
Institut am 29. Marz 1819 vorgelegt.