Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Von der doppelten Stralenbrechung. 
Mineralog, Sorrel, dein wir eine sehr gründliche Arbeit über die 
Anordnung der Axen der doppelten Brechung in Bezug zu den Flächen 
der Primitivgestalten verdanken, hat gefunden, daß die Ebene, welche 
die Axen enthält, immer symmetrisch in dem, als Primitivgestalt 
angenommenen, Solidum oder den davon krystallographisch abzulei 
tenden, liegt; und die Axen selbst haben eine solche Richtung in 
dieser Ebene, daß sie mit den Flächen des Solidums gleiche Winkel 
bilden. Diese von der Symmetrie hergenommenen Charaktere lassen 
gewöhnlich über die Lage der Axen in jeder Art von Gestalt nur 
wenig Unbestimmtheit obwalten, und sind somit von Nutzen, indem 
sie den Versuchen, die man zu ihrer Auffindung anzustellen nöthig 
hat, die Richtung anweisen und sie abkürzen. 
Bei Untersuchung der Erscheinungen, welche die einaxigen Kry 
stalle darbieten, bemerkten wir, daß sie mit vollkommener Symmetrie 
zu beiden Seiten der Ebene vor sich gehen, welche wir den Haupt 
schnitt nannten, und die durch die Axe des Krystalls und das Per 
pendikel auf die Einsallsfiäche, durch welche der Stral eindringt, 
gelegt war. In den zweiaxigen Krystallen hat diese Symmetrie 
nicht mehr allgemein Statt, zeigt sich jedoch wieder, wenn die Rich 
tungen der beiden Axen gegen die Einsallsfiäche gleich geneigt sind. 
Dann denke man sich durch jede der Axen des Krystalls und durch 
das Perpendikel auf diese Fläche eine Ebene, und noch eine dritte 
durch dasselbe Perpendikel gelegt, welche den Neigungswinkel der 
beiden ersten in zwei gleiche Theile theilt. Alle Erscheinungen im 
Krystall gehen symmetrisch zu beiden Seiten dieser mittlern Ebene 
vor sich, und die beiden Brechungen erfolgen darin ohne seitliche 
Ablenkung wie im Hauptschnitt der einaxigen Krystalle. Auch liegt 
in der Bestimmung, wie wir sie von jener Ebene gegeben haben, 
die Construction dieses Hauptschnitts schon mit enthalten. Denn 
denkt man sich, daß die beiden Axen sich einander so nähern, daß 
sie in eine einzige Linie zusammenfallen, so werden auch die drei 
angegebenen Ebenen in eine zusammenfallen, welche durch die jetzt 
allein vorhandene Axe und das Perpendikel auf die betrachtete Ein 
sallsfläche geht, eine Construction, die ganz mit der übereinstimmt, 
nach der wir früher den Hauptschnitt der einaxigen Krystalle be 
stimmten 
Von der Zurückwerfung auf der zweiten Oberflache 
der Krystalle. 
Die hier auseinandergesetzte Theorie ist nicht blos für die Stra- 
len, welche ungewöhnlich durch die Krystalle gebrochen werden, gültig, 
* In den Zusähen zu diesem Capitel wird eine Zusammenstellung der bis 
seht gefundenen Resultate über die Axenwinkcl der zweiaxigen Krystalle gegeben 
werden.
	        
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