Mikrometer mit doppelten Bildern.
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Viertes Capitel.
Einrichtung der Mikrometer mit doppelten Bildern.
Nochon hat von der doppelten Brechung der Krystalle eine
Anwendung auf die Messung kleiner Winkel gemacht, die für Astro
nomie und Physik von zu großem Nutzen ist, um nicht hier eine
nähere Auseinandersetzung zu verdienen, um so mehr, da die näm
liche Vorrichtung uns ein einfaches Mittel darbieten wird, zu erken
nen, ob die, von einem gegebenen Krystall hervorgebrachte, Bre
chung anziehend oder abstoßend sey.
Wir wollen uns zwei Prismen, A, B, Taf. XV. Fig. 90
und 91 denken, die aus einem und dem nämlichen einaxigen Kry
stall gebildet und so zugeschnitten sind, daß im ersten A, die Vor
derfläche AB senkrecht auf die Axen AA' des Krystalls ist, wäh
rend im zweiten B diese Axe der gemeinschaftliche Durchschnitt
der beiden Flächen A'B, A'B' ist. Wir wollen ferner annehmen,
daß die beiden Prismen hinsichtlich der Dimensionen ihrer Theile
und der Größe ihrer Winkel einander gleich sind. Endlich wollen
wir sie in vollkommene Berührung mit einander bringen, indem
wir ihre brechenden Winkel einander, wie die Figur zeigt, entge
gensetzen, so daß sie in ihrer Verbindung eine Platte mit auswen
dig parallelen Flächen darstellen. Betrachten wir darauf einen
einfallenden Stral BI, der senkrecht auf die Oberfläche des ersten
Prisma gerichtet ist, so finden wir, daß er sich auf folgende Weise
verhält.
Zuerst wird der Stral durch das ganze Innere des ersten
Prisma's seinen Weg in gerader Linie fortsetzen, ohne sich zu spal
ten. Er wird nämlich durch die erste Oberfläche nicht gebrochen
werden, weil er senkrecht auf sie einfällt; noch wird er sich im
Prisma spalten, weil er der Axe des Krystalls parallel ist, mithin
die abstoßende oder anziehende Kraft, welche von ihr ausgeht, für
ihn null ist.
In I', an der gemeinschaftlichen Oberfläche beider, als in un
mittelbarer Berührung befindlich angenommenen, Prismen ange
langt, wird sich der Stral beim Eintritt in das zweite in zwei
Bündel spalten. Das gewöhnliche wird keine Ablenkung erleiden,
weil es aus einem Mittel in ein andres von der nämlichen bre
chenden Kraft übergeht; es wird also seinen Weg in gerader Linie
fortsetzen, und durch die zweite Fläche A'B' in auf ihr senkrechter
Richtung austreten, sich so auf der Verlängerung seiner ursprüng
lichen Richtung wiederfindend. Nicht so aber wird es sich hinsicht
lich des ungewöhnlichen Bündels verhalten. Denn da dieses bei
seinem Eintritt ins zweite PriSma außer der gewöhnlichen brechen
den Wirkung die der Anziehungs - oder Abstoßungskraft, welche von
der Axe ausgeht, erfährt, so erleidet eS die neue Brechung, welche
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