Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Mikrometer mit doppelten Bildenr. 
die aber sämmtlich von sehr kleinem Winkel und so aneinander ge 
leimt sind, daß alle Hauptschnitte genau auf derselben Richtung 
zusammenfallen. In einem solchen System nämlich nimmt die 
Spaltung der Stralen mit der Zahl der Doppelprismen zu; und 
der Einfluß der veränderlichen Einfallswinkel auf das Auseinander 
weichen der Bilder ist dabei weit weniger merklich, als bei einem 
einzigen Prisma, welches ein gleiches Auseinanderweichen hervor 
bringen würde, wovon man sich leicht durch die Theorie den Grund 
angeben kann. Man muß aber die größte Sorge tragen, daß die 
Prismen genau nach der Richtung ihrer Hauptschnitte übereinander 
zu liegen kommen; damit nicht mehr Bilder als zwei entstehen, 
auch sind gewisse Vorsichtsmaßregeln beim Schneiden der Prismen 
zu beobachten,'damit sie keine Färbung hervorbringen. Die Menge 
dieser zu beobachtenden Umstände macht dies Verfahren beinahe un 
ausführbar, wenigstens für astronomische Untersuchungen. 
Alle unsere Erörterungen waren in der Voraussetzung geführt, 
daß man die Bilder FF', ff', "welche das Objectivglas in seinem 
Brennpunct bildet, mit bloßem Auge beobachtete. In der Regel be 
trachtet inan diese Bilder durch eine Lupe, oder ein System von Lupen, 
welches so angeordnet ist, daß es eine Vergrößerung der Bilder ge 
währt, ohne sie undeutlich zu machen. Dies System wird das ocli 
la r e genannt, weil man es nahe ans Auge bringt, so wie andrerseits 
das vorderste Glas des Fernrohrs den Namen Vorderglas oder 
Objectivglas führt, weil es den Gegenständen zugekehrt ist. 
Aber eben aus dem Grunde, weil die Wirkung des Oeularglases 
erst nach Entstehung der doppelten Bilder eintritt, kann es begreif 
lich auf das Statthaben oder Nicht - Statthaben ihrer Berührung 
von keinem Einfluß seyn, dient vielmehr blos, dasselbe mit größe 
rer Schärfe erkennen zu lassen. Alle unsre Erörterungen, die wir 
unter der Voraussetzung des Sehens mit bloßem Auge machten, 
gelten mithin auch noch, wenn das Auge sich der Hülfe eines 
Oeularglases bedient; und deshalb haben wir diese Modifikation 
bei der Auseinandersetzung der Resultate in keinen besondern Betracht 
gezogen. 
Bei der Berühmtheit, die das Rochonsche Mikrometer erlangt 
hat, und den häufigen Anwendungen, die man von dem zu Grunde 
liegenden Verfahren macht, glaubte ich mich einer ausführlichen 
Auseinandersetzung in Bezug darauf nicht überheben zu dürfen. 
Immer jedoch führt es auch seine Uebelstände mit sich, zumal 
wenn es bei starken Vergrößerungen, wie sie astronomische Beob 
achtungen erfodern, angewandt wird. Für diesen Fall hat Arago 
eine andre Anwendungsart der doppelten Brechung erfunden, die 
durchaus vorzuziehen ist, und auf die ich weiterhin zurückkom 
men werde. 
Biot's Experimental-Physik. IV. 
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