Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

372 Sonderbare Erscheinungen bei d. doppelten Brechung. 
SF nahe liegender, Strafen empfangen, die mithin durch in der 
Nahe von LI einfallende Stralen hervorgebracht werden. Diese 
Strafen bilden, indem sie von L ausgehen, einen Kegel, dessen 
Spitze L ist; einen andern bilden sie bei ihrer Brechung im Mittel, 
und noch einen andern bei ihrem Wiederaustritt durch die zweite 
Fläche AB, (wenn man sich nämlich ihre Richtungen verlängert 
denkt, wie in der Figur durch die punctirten Linien angedeutet ist). 
Erforscht man nun durch Berechnung den Abstand SB" des Auges 
von der Spitze dieses letzten Kegels, so findet man, mag übrigens 
die zwischcnliegende Platte krystallisirt seyn oder nicht, daß der Punct 
L" dem Auge immer näher liegt, als der Punct L, und zwar um 
so mehr, st stärker das Mittel bricht, weil seine Brechung die 
Divergenz der austretenden Stralen vermehrt. Gerade diese Diver 
genz aber ist es, welche im Allgemeinen unser Urtheil über die Ent 
fernung der leuchtenden Puncte und ihrer Bilder bestimmt: das 
gebrochene Bild muß mithin dem Auge immer näher erscheinen, 
als das directe. Nun gehen im Nhomboid des Isländischen Späths 
auf diese Weise zwei Brechungen vor sich, von denen die gewöhn 
liche immer die stärkere ist, weil die Geschwindigkeit, welche durch 
dieselbe den Lichttheilchen eingepflanzt wird, sich bei der andern durch 
die Abstoßungskraft verringert findet. Die gewöhnlichen Bilder wer 
den sonach dem Auge immer näher erscheinen müssen, wenigstens 
so lange die Brechung durch Platten mit ebenen parallelen Flächen 
vor sich geht, wie wir voraus setzten. Den entgegengesetzten Erfolg 
würde man in einem Rhomboid aus einem Krystall mit anziehen 
der Axe beobachten, weil hier die ungewöhnliche Brechung stärker 
als die gewöhnliche wäre. 
Bei Untersuchung des Ganges, den die beiden verschieden ge 
brochenen Stralen in der Ebene des Hauptschnitts eines Isländi 
schen Späths verfolgen, sahen wir, daß der ungewöhnliche Stral 
immer nach der spitzigen Ecke der zweiten Flache zu gebrochen wird. 
Wenn in diesem Fall der einfallende Stral SI auch nach dieser Ecke 
Zu gerichtet ist, Taf. XV. 1%. 100, so kann er unter einem Winkel 
einfallen, unter welchem die, von der Axe IA' ausgehende, Absto 
ßung genau die Wirkung aufhebt, welche die gewöhnlichen Kräfte 
hervor zu bringen streben; wo mithin der ungewöhnliche Stral bei 
der Brechung nicht gebogen wird. Durch Berechnung läßt sich der 
Einfallswinkel, bei welchem diese Erscheinung Statt hat, bestimmen 
und man findet ihn gleich 16° 45'. Sie kann nur zu der Seite des 
Einfallsloths, welche wir hier betrachtet haben, eintreten; denn auf 
der andern wirkt die Abftoßungskraft nach der nämlichen Richtung als 
die gewöhnlichen brechenden Kräfte, und vergrößert die gewöhnliche 
Ablenkung des Strals. Wäre aber der Krystall mit anziehender Axe 
begabt, so würde die Erscheinung auf dieser Seite eintreten.
	        
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