Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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durch die Brechung hervorgebracht. 
nicht alle Strafen, welche das Sonnenlicht ausmachen, eine gleiche 
Brechbarkeit besitzen, denn wäre dies, so würde das Bild in der 
Lage, in welcher sich unser, Prisma befindet, nicht länglich, sondern 
kreisförmig erscheinen. 
Newton wiederholte diesen Versuch noch auf eine andre Weise; 
er betrachtete durch das Prisma das durch die Qeffnung einfallende 
Sonnenbild, wie wir oben das Bild der Nadel, und erkannte die 
nämliche Färbung und Anordnung der Farben darin. 
Noch suchte er diese wichtige Wahrheit in allen Folgerungen, die 
sich daraus herleiten ließen, zu bewähren. Wenn die vom Prisma 
hervorgebrachte Ausbreitung des Bildes von einer ungleichen Brech 
barkeit der Lichtstralen herrührt, so find diejenigen dieser Stralen, 
welche sich auf solche Weise gleich abgelenkt durch die Brechung 
finden, gleich brechbar. Gesetzt nun, auf Taf. XV. Fig> 105 stelle 
S die Mitte des directen Sonnenbildes vor und VH das längliche 
und farbige Bild, welches durch die verticale Brechung eines Prisma, 
dessen Kanten horizontal sind, hervorgebracht wird, und man ziehe 
. in diesem Bilde Horizontallinien, wie II, BB, GrGr, so werden 
diese Linien Gränzen gleicher Brechbarkeit darstellen. Läßt man sonach 
das Bild RV eine zweite Brechung nach der Seite durch ein Prisma, 
dessen Kanten vertical gerichtet find, erfahren, so werden die Stralen, 
welche in jeder der Linien II, BB ... u. s. w. enthalten find, ver 
möge ihrer gleichen Brechbarkeit, durch die Brechung nicht mehr ge 
trennt werden können. Ist indeß das zweite Prisma dem ersten in 
aller Hinsicht gleich und gegen das einfallende Licht auf dieselbe Weise 
geneigt, so wird seine Wirkung auf jeden der in diesen Linien ent 
haltenen Stralen auch ganz gleich der vorigen Wirkung seyn 1 ♦ 
Mithin wird das untere Ende IT des zweiten Bildes vom untern 
Ende B des ersten eben so weit abgelenkt seyn, als dies selbst bei 
der ersten Brechung vom directen Bilde 8 abgelenkt war. Und da 
das Nämliche in Bezug auf alle andern Puncte des ersten Bildes VR 
gilt, jo folgt, daß wenn man die Horizontallinien II, BB, GrGr ... 
verlängert, man nach der zweiten Brechung RR' gleich SR, Gr Gr' 
gleich 8 Gr', BB' gleich SB finden muß u. s. f., woraus sich ergiebt, 
daß das zweite Bild noch zwischen den nämlichen Horizontallinien 
enthalten seyn muß, als das erste, ohne irgends an Breite zuzu 
nehmen. Der untere Theil des ersten Bildes, der die schwächste 
Brechung erfuhr und roth erschien, muß auch noch den rothen Theil 
des zweiten Bildes darstellen, und auch die geringste Brechung da 
selbst erfahren. Das nämliche Verhältniß muß auch für das ent 
gegengesetzte Ende Statt finden, welches violet erscheint. Ferner 
i Wir setzen voraus, daß das zweite Prisma, wie das erste, in die Lage 
gebracht ist, wo die Austritts- und Einfallswinkel gleich sind. Denn nur in 
dieser Lage wird ein, von gleich brechbaren Stralen hervorgebrachtes, Bild durch 
die Brechung weder verkleinert noch erweitert.
	        
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