Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

385 Farbenzerstreuung, 
so können wir ferner schließen, daß diese Stralen sich auch 
hinsichtlich ihrer Fahigkeir, zurückgeworfen zu wer 
den, unterscheiden, und daß die am stärksten brechba 
ren auch am meisten fähig sind, durch Brechung die 
innere Zurückw erfung zu erfahren. Aus der Theorie der 
Anziehungskräfte ergiebt sich dies als eine Folgerung der ungleichen 
Brechbarkett. 
Eine andere Folgerung aus dieser Ungleichheit ist, daß das durch 
ein Prisma hervorgebrachte Sonnenbild eigentlich nur aus der Auf 
einanderfolge einer unendlichen Menge kleiner, immer mit einem 
Theile, übereinanderfallender, Kreise vom Ende des Violet bis zu 
den äußersten Gränzen des Roth, besteht. Zur Erläuterung dient 
Taf. XV. 1%. 108, wo man sich nur vorstellen muß, daß vom 
Violet bis zum äußersten Roth eine unendliche Menge Kreise vor 
handen sind, anstatt der wenigen, welche die Abbildung zeigt. 
Wenn das so zerstreute Bild das Bild der Sonne ist, deren 
scheinbarer Durchmesser ungefähr einen halben Grad beträgt, so wird 
jeder dieser verschiedenen Kreise, von der Mitte der als unendlich 
klein angenommenen Oeffnung aus gesehen, ebenfalls einen Winkel 
von ungefähr einem halben Grad unterspannen. Denn jede Art 
einfacher, von den entgegengesetzten Rändern der Sonne herkom 
mender, Stralen bildet beim Durchgang durch die Oeffnung einen 
Kegel, dessen Winkel auf die Mitte der Oeffnung bezogen, dem 
scheinbaren Durchmesser der Scheibe dieses Gestirns gleich ist, und, 
wenn sie im Prisma so gebrochen werden, daß ihre Austrittswinkel 
den Einfallswinkeln gleich sind, so ist die Oeffnung, welche der ge 
brochene Kegel (jeder Art einfacher Stralen) erhält, nicht merklich 
von der verschieden, die er erhalten haben würde, wenn er direct 
(ohne-gebrochen zu werden) seinen Weg fortgesetzt hätte. Da diese 
aufeinanderfolgenden Bilder wegen ihrer Größe nothwendig in ein 
ander greifen, so ergiebt sich, daß das Licht, streng genommen, 
nirgends völlig homogen ist, es sey denn ganz nahe an den Rän 
dern des geradlinigen Bildes, wo die Kreise sich von einander lösen. 
Das Mittel, es zu vereinfachen, besteht sonach darin, die Durch 
messer dieser Kreise zu verkleinern, um sie mehr von einander abzu 
sondern, während man ihre Mittelpuncte in denselben Abständen läßt. 
Hiezu gelangt man dadurch, daß man das Licht durch recht enge 
Qeffnungen in das dunkle Zimmer fallen läßt, oder auch dadurch, 
daß man ihnen die Gestalt ganz feiner Spalten giebt, deren kleiner 
Durchmesser die Richtung hat, nach welcher die Brechung vor sich 
geht. In meinem größer« Werke kann man die Angabe der man- 
nichsaltigen Vorsichtsmaßregeln finden, die Newton genommen hat, 
um diese Trennung zu bewerkstelligen. Eine der sichersten ist, den 
Stral durch eine Linse zu concentriren, bevor man ihn auf das 
Prisma fallen läßt. Noch muß man hiemit die Maßregel verbin 
den, nach Außen von der Oeffnung, in der Richtung des Sonnen-
	        
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