Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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bei der ungewöhnlichen Brechung. 
gewöhnlichen Geschwindigkeit zusammen, um V zu geben, und da 
die Werthe von v ebenfalls mit der Brechbarkeit der Strafen zu 
nehmen, so erhellt, daß, wenn der Coefficient Ir positiv ist, wie in 
allen Krystallen mit anziehender Axe, beide Ursachen zur Verände 
rung der ungewöhnlichen Geschwindigkeit zusammenwirken, sich dage 
gen wechselseitig bekämpfen, wenn k negativ ist, wie in den Kry 
stallen mit abstoßender Axe. Zn letzterm Falle wird es also ge 
schehen können, daß sie sich ganz oder fast ganz ausheben; wo dann 
das ungewöhnliche Bild, obwohl sehr stark gebrochen, doch ohne 
merkliche Färbung erscheinen kann. Zn der That hat diese merk 
würdige Erscheinung in den Rhomboiden des Isländischen Späths 
Statt, wenn der einfallende Stral, 81, Taf. XV. Fig. 78, nach der 
spitzen Ecke B' gerichtet ist, weil dann die gewöhnliche Brechung 
das Spectrum so zu zerstreuen strebt, daß die brechbarsten Stra- 
len dem Einfallslothe genähert werden, während die, von der Axe 
IA' ausgehende, Abstoßungskraft ihre Zerstreuung nach der entge 
gengesetzten Richtung zu bewerkstelligen strebt. Malus hat gefun 
den, daß diese beiden entgegengesetzten Ursachen sich ausgleichen, 
wenn der Einfallswinkel ungefähr 40° beträgt. Dann bleibt blos 
das gewöhnliche Bild zerstreut, das ungewöhnliche aber, obwohl 
stark gebrochen, erscheint nicht merklich farbig. 
Zch habe auch aus S. 350 angegeben, daß einer sehr schönen 
Entdeckung Herschels des Sohns zufolge, die Axen der doppelten 
Brechung in den Krystallen nicht immer allen Arten einfacher Stra 
fen gemein sind, sondern verschiedene, ungleich für diese verschiednen 
Stralen gegen einander geneigte, Lagen haben. Diese Axenzer- 
streuung ist bisher nur in den zweiaxigen Krystallen beobachtet wor 
den, auch kann sie, wie leicht erhellt, in den andern nicht Statt 
sinden, eben wegen der Bedingung der Symmetrie der Flächen, an 
welche das Daseyn einer einzigen Axe gebunden ist (S. 351). Aus 
dem nämlichen Grunde sind in den Krystallen mit zerstreuten Axen 
alle Axenpaare in einer und derselben Ebene begriffen, und haben 
eine und dieselbe Zwischenlinie gemein. Die Richtung der Zer 
streuung aber ist keinem Gesetz unterworfen. Zn manchen Krystal 
len, wie dem schwefelsauren Baryt (Schwerspat!)), dem salpeter- 
sauren Kali (Salpeter), dem Arragonit, dem Zucker, dem unter- 
schwefiigsauren Strontian, sind die Axen der rothen Stralen weni 
ger gegen einander geneigt, als die den violetten zugehörigen. Das 
Umgekehrte findet Statt im Borax, dem Sibirischen Glimmer, der 
schwefelsauren Magnesie (.Bittersalz), dem weißen Topas, dem wein 
steinsauren Kali-Natrum. Vorzüglich in letzterm Salze ist die 
Erscheinung auffallend. Nach Herschel beträgt hier die Neigung 
der Axen 55° 14' für die violetten und "75° 42' für die rothen 
Stralen, beide an den Enden des Spectrums genommen. Begreif 
lich müssen diese Verschiedenheiten in der Lage und den Winkeln 
aus den Gang der gebrochenen Stralen, wie er nach dem, S. 349
	        
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