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Vom zusammengesetzten Mikroskop.
alle die so eben angegebenen Erscheinungen. Doch lassen sich die
selben, auch ohne Berechnung, durch Versuche finden.
Was zuvörderst die Größe des Sehefeldes betrifft, so läßt sie
sich unmittelbar dadurch bestimmen, daß man die Gränzen des
Raums, den man bei einem bekannten Abstand AiP übersehen
kann, zieht. Die Vergrößerung anlangend, so ist zu "ihrer Messung
eine etwas nähere Kenntniß der Einrichtung des Mikroskops erfo-
derlich, die ich im Folgenden geben will.
Der Körper des Mikroskops ist in der Regel aus drei Röhren
zusammengesetzt, die in einander hineintreten, Taf. XVI. Fig-. 122.
Das obere BF, in welchem das Ocularglas befestigt ist, und wel
ches aus diesem Grunde den Namen des O c u l a r r o h r s (porte -
ociilairc) führt, läßt sich mit starker Reibung im Rohr FC ver
schieben , welches wieder für sein Theil in das untere Rohr BAi
eingeschoben werden kann, an dessen unterm Ende das Objectivglas
Ar mit Schrauben befestigt ist; daher es auch den Namen des
Obj e c t iv r o h r s (porto -objectif) führt.
Man nehme nun das Ocularrohc BF weg, und bringe nach
DD eine kreisförmige Blendung von bekanntem Durchmesser, setze
darauf das Ocularglas wieder ein, und schiebe es so tief herab, daß
man die Ränder der Blendling deutlich erblickt. Dann findet sich
diese genau an dem nämlichen Punct, wohin das, vom Objectiv
glase hervorgebrachte, Bild der Gegenstände fallen muß, um durch
das Ocularglas deutlich gesehen zu werden. Gewöhnlich ist der
Blendung Ov im Rohr FC eine feste Stelle gegeben; und man
bewerkstelligt durch Ausziehen oder Einschieben des Rohrs BF den,
für die verschiedenen Gesichtsweiten erfoderlichen, Abstand zwischen
dem Ocular-Glase und der Blendung.
Noch ist zu wissen nöthig, daß sich vor dem Objcctivglase Ai
ein doppelter kreisförmiger Ring von Metall SS (Objectenträ-
ger) befindet, auf welchen man die kleinen Gegenstände legt, die
man mit dem Mikroskop betrachten will, oder richtiger gesprochen,
man befestigt dieselben auf einem Glasstreifen, den man zwischen
die beiden Theile dieses Ringes einschiebt. Das Gestelle des In
struments ist so eingerichtet, daß man den Ring SS dem Objectiv
glase nähern oder ihn davon entfernen kann, um die Gegenstände
in den gehörigen Abstand von diesem Glase zu bringen. Um nun
die Vergrößerung zu messen, schiebt man in den Ring, anstatt
eines Gegenstandes, einen Glasstreifen ein, auf welchem mit Dia
mant parallele Eintheilungsstriche gezogen sind, deren Zwischenräume
man genau kennt. Mögen sie z. B. Zehntheile von Millimetern
betragen. Man nennt dies eingetheilte Glas Objectivmikronieter
(micrométre - objeclif). Ist es an seine Stelle gebracht, so schiebt
man erst das mittlere Rohr FC bis an einen festen Haltepunct ein;
unch ohne weiter an das Ocularrohr zu rühren (d. h. ohne cs aus
der. Stellt',, die es im Rohr FC hat, und in welcher die Ränder