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Vom zusammengesetzten Mikroskop.
gen darf man nur so weit treiben, daß das Sehen nicht zu sehr
dadurch leidet; und man entspricht seiner Absicht dadurch, daß inan
das Sehefeld durch Blendungen von verschiedener Weite, je nach
dem sie sich nöthig machen, beschrankt; woran man ein einfaches
Mittel hat, das Bild von alle dem zu entkleiden, was der Reinheit
seiner Umrisse Eintrag thun könnte.
Der Dr. Brewster hat eine sehr sinnreiche Anwendung vom
Mikroskop zur Messung der Brechungsverhaltnisse tropfbar-flüssiger so
wie einer großen Menge halb fester Körper, wie des Wachses, elasti
schen Gummi's u. s. w., welche in Masse undurchsichtig sind, hin
länglich verdünnt aber durchscheinend oder selbst durchsichtig werden,
gemacht. Zu diesem Zweck befestigt er vor der Objectivlinse und
fast in Berührung mit ihr eine ganz dünne Glasplatte mit paralle
len Flachen, bringt das Mikroskop aus den erfoderlichen Abstand,
um durch dies System die Striche des Objectivmikrometers deutlich
erblicken zu können, und laßt dann zwischen die Glasplatte und
Linse einen Tropfen der Flüssigkeit treten, deren Brechung er unter
suchen will, oder, wenn er es mit einer festen Substanz zu thun
hat, so trennt er ein ganz dünnes Blättchen davon ab, und drückt
es stark zwischen dies Glas und die Linse, bis es sich ganz nach
deren Oberfläche abformt. Hiedurch erhalt sonach die gedrückte Sub
stanz völlig die Gestalt einer zerstreuenden Linse, deren vordere Flache
eben ist, die hintere aber die nämliche Krümmung hat, als die vor
dere der Objectivlinse. Dadurch, daß die Stralen noch durch die so
geformte Substanz hindurchgehen müssen, wird nothwendig der Ab
stand vergrößert, in welchem das Bild des Gegenstandes hinter der
Objectivlinse entsteht; so daß man, wenn man das Objectivmikro-
meter in dem nämlichen Abstand vor dem Mikroskope laßt, die
Röhren dieses ausziehen muß, uin das Bild deutlich in der Blen
dung zu erblicken; oder, was von derselben Wirkung ist, man muß
den Abstand des Gegenstandes von der Objectivlinse vergrößern,
ohne an der Lange des Körpers des Mikroskops etwas zu ändern.
Die Größe, um welche diese Verlängerung vorzunehmen ist, hängt
von der Krümmung der Objectivlinse und der Beschaffenheit der
zwischeneingebrachten Substanz ab. Zst die Krümmung bekannt, so
ergiebt sich daraus die Herleitung des Brechungsverhältnisses der
Substanz. Ist sie nicht bekannt, was man immer besser voraus
setzt, so bringt man erst einen Tropfen reinen Wassers zwischen
ein, dessen Brechungsverhältniß bekannt, und zwar nach Newton
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gleich oder 1,33586 ist; beobachtet die Verlängerung, die
hiedurch nothwendig gemacht wird, und leitet dann durch Verglei
chung derselben mit derjenigen, welche die eigentlich zu untersuchende
Substanz erfodert, das Brechungsverhältniß her, das dieselbe in
Vergleich mit dem Wasser hat. Die Anwendung dieses Verfahrens
verlangt eine große Geschicklichkeit, indem seine Genauigkeit von der