Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

Achromatische Oculare. 439 
indem sie verhindert, alle zugleich in der rechten Weite des deutli 
chen Sehens zu erblicken. .Ueberdies aber wird auch die Ungleich 
heit ihrer Größe einen unangenehmen Eindruck auf das Auge be 
wirken; denn da immer eins über das andre hervortritt, so werden 
sie die Umrisse der Gegenstände mit farbigen Säumen eingefaßt 
zeigen, die roth, violet oder mit den Zwischenfarben erscheinen, je 
nachdem die eine oder andre dieser Farben in Folge der Art, wie 
im System die Brechungen erfolgen, zum Vorherrschen kommt. Es 
würde sonach von großem Vortheil seyn, wenn inan die Größen 
dieser Bilder so reguliren könnte, daß sie ihren Abständen vom Auge 
genau proportional wären, wie Taf. XVI. Fig-. 126 darstellt; denn 
da dies alsdann die Ränder aller auf einer und derselben geraden 
Linie VIÍO erblickte, so würde es von diesen Rändern die Empfin- 
dung aller farbigen Stralen zugleich erhalten, und die gefärbten 
Säume würden somit verschwinden. Eine solche Einrichtung nun, 
welche ins Werk zu setzen eine sehr verwickelte Aufgabe scheint, läßt 
sich gerade aufs Einfachste von der Welt bewerkstelligen; und zwar 
ist es eben das zweite Augenglas, welches diesen Zweck erfüllt, 
wenn seine Brennweite und seine Lage in Bezug zu den andern 
Gläsern gehörig regulirt sind. Dies kann nur mit Hülfe der Be 
rechnung geschehen, weßhalb ich hier in die Bedingungen nicht 
näher eingehn kann. Ich bemerke blos, daß, um den Achromaris- 
nius auf diese Weise zu bewerkstelligen, außer dem Objectivglase Ai 
wenigstens noch zwei Gläser Á2, As im Instrument vorhanden 
seyn müssen, indem man mit dem Objectivglase und einem Ocu- 
larglase allein hiezu keineswegs ausreicht, es sey denn bei einer 
einzigen besondern Lage des Gegenstandes. Bei allen, künftig von 
uns zu machenden, Anwendungen also werden die achromati 
schen Oculare immer wenigstens aus zwei Gläsern 
zusammengesetzt seyn m ü s s e n. 
Das achromatische Ocular von Campani, Fig. 123, ist das 
jenige, von dem man iminer bei den zusammengesetzten Mikroskopen 
und überhaupt allen Instrumenten Gebrauch macht, wo keine festen 
Fäden über das , vom Objectivglase hervorgebrachte, Bild gespannt 
werden sollen. Wenn aber solche Fäden erfoderlich werden, wie bei 
allen astronomischen Meßinstrumenten, wo es sich um scharfe Fixi- 
rung der Richtung handelt, in der die Lichtstralen in einem gegebe 
nen Augenblick vom Gestirn zum Auge gelangen, läßt sich diese 
Anordnung nicht mehr gebrauchen; denn durch das Ausziehen oder 
Einschieben des Qcularrohrs, welches erfodert wird, um es den ver 
schiedenen Gesichtsweiten anzupassen, würden nothwendig zugleich 
die Fäden in Bewegung gesetzt werden; und wofern diese Bewe 
gung nicht ganz genau in der Axe des Fernrohrs erfolgte, was fast 
unmöglich vorauszusetzen ist, würden die successiven Durchgänge des 
Gestirns nicht mehr unter einander vergleichbar seyn. In diesem 
Fall zeigt sich die Ramsdensche Einrichtung, Fig. 124, ausnehmend
	        
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