Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Von den dioptnschen Fernrohren. 
achromatisch sind. Ist das Instrument zu astronomischen Beobach 
tungen bestimmt, wo Schärfe der Bilder und reichliches Lichr die 
einzigen wesentlichen Erfodernisse sind, so macht man vom zusam 
mengesetzten Ramsdenschen oder Campanischen Ocular Gebrauch. 
Allerdings lassen sie das Bild in verkehrter Lage erscheinen; dies ist 
Jedoch bei dieser Art Beobachtungen ohne Nachtheil. 
Dem ist aber nicht so bei den Fernrohren, welche zur Beobach 
tung von Gegenständen aus der Erde bestimmt sind, und die man 
deshalb Erdfernröhre nennt. Hier ist es ein wesentliches Erfo- 
derniß, daß das letzte, dem Auge zunächst gelegene, Bild die Ge 
genstände aufrecht darstelle. Man erreicht diesen Zweck dadurch, daß 
man das Ocular aus vier getrennten Gläsern, Taf. XVI. 1%. 128, 
zusammensetzt, von denen die beiden ersten, Aa, As, welche dem 
Objectivglas zunächst befindlich sind, blos die Bestimmung haben, 
das Bild in seine aufrechte Lage zu bringen, während die beiden 
letzten Ai, Ar,, die dem Auge zunächst liegen, den Achromatismus 
der Ränder noch vollenden, und auch unter einander ln den nämli 
chen Verhältnissen stehen, als im Ramsdenschen oder Campanischen 
Ocular. Die Vergrößerung, welche das Fernrohr zuwege bringt, 
hangt von den Brennweiten dieser fünf Gläser und ihren Abständen 
ah. Laßt man nun die beiden letzten, dem Auge zunächst befindli 
chen, m den Abständen, welche der Achromatismus der Ränder er- 
fodert, so kann man noch die Lagen der andern innerhalb gewisser 
Gränzen verändern, ohne daß das Instrument deshalb aufhört, eine 
gute Wirkung zu thun. Dann wird sich aber zugleich die Vergrö 
ßerung ändern, und man kann blos durch diese Bewegung dieselbe 
alle ihre Grade durchlaufen lassen. Diese Einrichtung hat Cauchoix 
in seinen Erdfernröhren verwirklicht, und er nennt sie deshalb poly- 
aldische. Man kann solchergestalt nach Belieben eine schwächere 
oder stärkere Vergrößerung durch dieselben erhalten, was oft von 
Vortheil ist, indem erstre bei trübem, letztre bei heiterem Wetter 
zweckmäßiger sind. In den Fernröhren mit dieser Einrichtung, welche 
tragbar zu seyn bestimmt find, läßt sich die Vergrößerung vom 
20fachen aufs 40fache oder vom 30fachen aufs oOfache verändern. 
Die der größten, bis jetzt bekannten, Fernröhre kann aufs 1000- oder 
1200fache gehen, diese, wie die vorigen, auf die scheinbaren Durch 
messer der Gegenstände bezogen. Man bringt jedoch an letzter« kei 
nen polyaldischen Apparat an, weil die vielfachen Zurückwerfungen 
von den Gläsern eine zu starke Schwächung des Lichtes zur Folge 
haben würden, vielmehr setzt man ein anderes Ocular ein, wenn 
man eine andere Vergrößerung wünscht. 
Man verfertigt auch Fernröhre, wo das Objectivglas, zu dem 
man immer ein Sammlungsglas nimmt, mit einem einfachen Glase, 
das aber zerstreuend wirkt, combinirt ist, Taf. XVI. Fig. 129. 
Diese von Galilei herrührende Einrichtung ist noch jetzt für die
	        
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