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Goethe'6 Furbcutheorie.
dieselben gehalten, wenn sie gleich, neben einander liegend, etwas
unterschieden werden. Die grüne Farbe macht einen etwas verschie
denen Eindruck, je nachdem die Gegenstände mehr oder weniger
stark erleuchtet sind, indem manche Arten grünen Zeugs bei Hellem
Lichte gelb, im Schatten, oder selbst bei gewöhnlichem Tageslichte,
unrein blau erscheinen.
Dieselben Schwierigkeiten veranlassen die verschiedenen Arten
von Roth. Zinnober und die ähnlichen Nuancen scheinen gelb,
Karmin und die verwandten Arten blau, so z.B. ein rother Officiers-
rock gelb, die Schärpe blau, flüssige rothe Dinte gelb, aus Papier
gewischt und getrocknet, blau.
So verhält es sich beim Tageslicht. Die einzige, beim Kerzen
licht Statt findende Verschiedenheit ist, daß Karmin u. s. w. auch
gelb erscheinen. Zinnober u. s. w. verhalten sich wie am Tage.
Zwölftes Schaltcapitel.
Kurze Darstellung der Goethe'schen Farbentheorie.
Wenn gleich die Goethe'sche Farbentheorie das Interesse, wel
ches sie erregt hat, mehr dem von andern Seiten her begründeten
Rufe ihres Urhebers, als einer streng wissenschaftlichen Begründung
derselben verdanken möchte, so habe ich doch, eben deshalb, weil
man sich öfter auf dieselbe bezieht, eine kurze Darstellung derselben
nicht für überflüssig gehalten.
Hinsichtlich ihrer allgemeinen Würdigung bemerke ich blos Fol
gendes. Goethe glaubte theils durch seine allgemeine Ansicht von
der Farbe, theils durch ihre Anwendung auf einzelne Thatsachen, die
Newton'sche Theorie gestürzt zu haben. Allein was erstre anlangt,
so läßt sich nicht einmal von einem Verhältniß derselben zur Ncw-
t o n'schen Ansicht sprechen, weil Goethe blos von zusammengesetzten
Thatsachen ausgeht, und sogar nicht bestimmt, welche Grundvor
stellung er eigentlich für Licht und Finstres, Helles und Dunkles zu
Grunde legt, so daß es wohl möglich wäre, daß bei einer nähern
Bestimmung dieser Puncte die Goethe'sche Ansicht mit der New-
ton'schen oder Huyghens'schen auf irgend eine Weise zusammen
träfe. Was aber die Angriffe Goethe's gegen Newton's Theorie
von einzelnen Thatsachen aus anlangt, so haben gründliche Physiker
die Irrthümer hinlänglich nachgewiesen, welche Goethe bei dieser
Art der Widerlegung begangen
Jedenfalls bleibt der G o eth e'jchen Ansicht über die Entstehung
der Farben das eigenthümliche Verdienst, eine große Anzahl von
Farbenerscheinungen unter eine allgemeine, leicht faßliche, Thatsache
* Bergt, z. B. Brandes in Gehlers Wörrerb. -- Mollweide Prüf,
der Farbenlehre von Goethe. Halle. 1810.