Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Einrichtung 
Siebentes Capitel. 
Von der besten Gestalt, die man den Compaßnadeln 
zu geben hat*♦ 
Die im sechsten Capitel gefundnen Resultate müssen uns bei 
der Verfertigung der Compaßnadeln leiten. Obwohl diese Anwen 
dung leicht ist, so halte ich sie doch ihrer Wichtigkeit wegen einer 
besondern Erörterung hier nicht unwerth. 
Die Boussolen oder Compasse, deren sich in der Regel die 
Seeleute, theils zu Wasser, theils zu Lande, bedienen, bestehen 
aus Magnetnadeln, welche in ihrer Mitte mit einem Hütchen ver 
sehen sind, das auf einem Stift aus einem nicht magnetischen Me 
tall ruht. Ein kleines, an einem Arme der Nadel angebrachtes, 
Gegengewicht erhält sie horizontal. Man muß dessen Stelle oder 
Gewicht verändern, wenn man die Magnetnadel successiv unter 
weit auseinander gelegene Breiten bringt, wo das Moment der 
verticalen Kräfte des Erdmagnetismus sehr verschieden ist. 
Wie auch die Magnetnadel gestaltet seyn mag, immer wird 
cs leicht seyn, mittelst der, auf S. 33 beschriebenen, Methode des 
Umwendens auf ihrer Oberfläche die horizontale Richtung der Mit 
telkraft der magnetischen Kräfte anzugeben. Wäre die Nadel auf 
ihrem Stifte vollkommen frei beweglich, so würde sie ganz von selbst 
diejenige Richtung annehmen, bei welcher die so verzeichnete Axe 
genau mit dem magnetischen Meridian zusammenfiele; und diese 
Axe, einmal ausgemittelt, würde somit diesen Meridian immer 
genau angeben. Die Reibung des Stiftes am Boden des Hütchens 
widersetzt sich aber diesem Streben, und giebt somit ein Hinderniß 
ab, welches die richtende Kraft zu überwinden hat, um die Nadel 
in den magnetischen Meridian zurückzuführen; woraus erhellt, daß 
die beste Einrichtung der Boussolen die seyn wird, wo die Reibung 
möglichst gering, und die richtende Kraft möglichst groß ist. 
Wenn Stifte und Hütchen von der nämlichen Gestalt, aus dem 
nämlichen Stoff und mit gleicher Genauigkeit gearbeitet sind, so giebt 
nur noch das Gewicht der Nadel den Ausschlag für die Größe der 
Reibung. Man kann diese versuchsweise messen, indem man der, 
auf ihrem Stift schwebenden, Nadel von fern einen Magneten dar 
bietet, der sie aus ihrem magnetischen Meridian ablenkt, und beob 
achtet, mit welchem Grade der Annäherung sie dahin zurückkehrt, 
wenn sie alsdann sich selbst überlassen wird. Es leuchtet nämlich 
ein, daß die Weite der Bogen, um die sie bald nach der einen, 
bald nach der andern Seite dieser Ebene bei einer großen Anzahl 
von Versuchen abgelenkt bleibt, wenn sie zur Ruhe kommt, der 
Vgl. hiczu Gehlcrs Wort. Art. Com paß.
	        
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