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Ueber die Polarisation
flache LL einer polirten und unbelegten Glasplatte, so daß er einen
Winkel von 35° 25' damit bildet; er wird nach der Richtung einer
geraden Linie II' zurückgeworfen werden, so daß sein Zurückwer-
fungswinkel dem Einfallswinkel gleich ist. An irgend einer Stelle
seines Weges fange man ihn auf einer andern Glasplatte L'L' auf,
die ebenfalls polirt und unbelegt ist; auch hier wird er in der Regel
noch eine abermalige partielle Zurückwerfung erfahren. Diese Zurück-
werfung aber wird null werden, wenn die zweite Glasplatte auch
einen Winkel von 35° 25' mit der Geraden II' bildet, und wenn
sie noch überdies so gedreht ist, daß die zweite Zurückwerfung in
einer Ebene n'JL' vor sich gehen würde, die senkrecht ist auf der
Ebene 811., in welcher die erste Zurückwerfung erfolgte.
Um die Einsicht in diese Anordnung der beiden Spiegel zu er
leichtern, wollen wir uns denken, II' sey eine Verticallinie und die
erste Zurückwerfungsebene SIL sey der Meridian; dann wird die
zweite Zurückwerfungsebene ITL' die Verticalebene seyn, welche durch
den Ost- und Westpunct geht.
Bevor ich den Folgerungen aus diesem merkwürdigen Versuche
weiter nachgehe, will ich mich noch etwas naher über die Art ver
breiten, ihn mit Leichtigkeit und Genauigkeit anzustellen.
Es lassen sich viele, zu diesem Zweck geeignete, Apparate er
sinnen. Der gewöhnlich von mir angewandte ist Taf. XVII. 2
(unten) vorgestellt. Er ist sehr einfach und reicht zu allen Versuchen
über die Polarisation aus. TT' ist ein Rohr, an dessen beide Enden
man zwei Trommeln (tambours, cylinderförmige Ansätze) anfügt,
die mit fester Reibung daran herumgedreht werden können. Jede
derselben trägt eine Kreiseintheilung, welche die Grade zur Messung
dieser Bewegung angiebt. Von den beiden entgegengesetzten Puncten
ihres Umkreises gehen zwei kupferne Arme TV, T'V', aus, welche
mit der Axe des Rohrs parallel sind, und zwischen welchen ein kupfer
ner Ring AA angebracht ist, der sich um eine, auf die gemein
schaftliche Richtung beider Arme senkrechte, Axe XX drehen kann.
Die Bewegung dieses Ringes wird ebenfalls durch eine Kreiseinthei
lung gemessen, und vermag durch Druckschrauben auf einen festen
Stand gebracht zu werden« Wenn man irgend eine Platte den
Lichtstralen aussetzen will, legt man sie auf die Oberfläche des Rin
ges auf und befestigt sie daran, wo sich ihr dann alle mögliche Lagen
in Bezug zu dem, durch die Axe des Rohrs gehenden, Lichtstral
geben lassen. Denn durch kreisförmige Bewegung der Trommel um
das Rohr vermag die Zurückwerfungsebene in alle mögliche Azimuts
gebracht zu werden; und die Bewegung des Ringes um seine Axe XX
verstattet, die Platte dem einfallenden Stral unter allen Neigungen
darzubieten. Die Eintheilung, nach welcher diese Bewegung regu-
lirt wird, muß Null zeigen, wenn die Ebene des Ringes senkrecht
auf die Axe des Rohrs ist; und die Eintheilungen der Trommeln
müssen ihren Nullpunct auf einer und der nämlichen, mit der Axe